Zu viele zivile Opfer Irakische Armee stoppt Sturm auf Mossul
25.03.2017, 13:12 Uhr
Einstürzende Häuser und Gefechte in der verschachtelten Altstadt von Mossul bedrohen Tausende Menschenleben.
(Foto: dpa)
In Mossul geht der Kampf gegen den Islamischen Staat in die entscheidende Phase - eigentlich. Denn in der Altstadt steckt der Vormarsch der Sicherheitskräfte fest: Der Kampf gegen die Islamisten fordert einfach zu viele Opfer. Nun muss ein Plan B her.
Die irakischen Sicherheitskräfte haben nach eigenen Angaben die Rückeroberung der letzten IS-Hochburg Mossul wegen der hohen Zahl ziviler Opfer unterbrochen. Nach zahlreichen Verlusten in der Zivilbevölkerung in der Altstadt würden die Vormarschpläne überarbeitet, sagte ein Sprecher der Polizeikräfte. "Zurzeit finden keine Kampfeinsätze statt."
Derweil räumte die US-geführte Koalition im Irak Luftangriffe auf West-Mossul ein, wo in den vergangenen Tagen Dutzende Zivilisten getötet worden sein sollen. Eine erste Überprüfung der Angriffsdaten deute darauf hin, dass die Koalition am 17. März auf Wunsch der irakischen Streitkräfte Kämpfer und Ausrüstung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat an einem Ort getroffen habe, der mit den Angaben zu zivilen Opfern übereinstimme, erklärte das Bündnis.
Flüchtlinge hatten zuvor berichtet, bei den Luftangriffen der von den USA unterstützten Anti-IS-Koalition seien etliche Menschen unter einstürzenden Häusern begraben worden. Auch die Vereinten Nationen sprachen von hohen Opferzahlen. In der heftig umkämpften Metropole sitzen nach Angaben der UN noch rund 400.000 Zivilisten fest. Aus Angst vor Heckenschützen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) würden viele Menschen nicht flüchten.
Regierungstruppen haben mit Unterstützung von US-Luftangriffen bereits den Osten der Stadt und über die Hälfte des Westens unter Kontrolle gebracht. Der Vormarsch der Regierungstruppen steckt allerdings in den engen Straßen der Altstadt fest. "Es ist an der Zeit, neue Offensivpläne und Taktiken zu erwägen", sagte der Sprecher der Sicherheitskräfte vor Ort. Es müsse sichergestellt werden, dass die Vertreibung des IS nicht zu unerwünscht hohen Opferzahlen unter der Bevölkerung führe. Nötig seien "chirurgisch präzise" Operationen gegen die IS-Kämpfer.
Am Freitag hatte US-Brigadegeneral John Richardson gesagt, überlegt werde unter anderem, die Altstadt vom Rest der Stadt zu isolieren. Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Irak, Lise Grande, erklärte, die UN seien wegen der zivilen Verluste sehr besorgt.
Quelle: ntv.de, dsi/jgu/rts