Schwere Kriegsverbrechen Irpins Bürgermeister schildert russische Gewalt
07.04.2022, 14:36 Uhr
In Irpin sollen russische Soldaten willkürlich auf unbewaffnete Zivilisten geschossen haben.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
"Diejenigen, die ihnen nicht gefielen, haben sie erschossen", beschreibt Irpins Bürgermeister Markuschyn den Angriff auf seine Stadt durch russische Truppen. Die dort und im nahe gelegenen Butscha begangenen Gräueltaten sind laut Amnesty-Expertin Uhlmannsiek aber nur "die Spitze des Eisbergs".
Nach dem russischen Abzug aus Irpin hat der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Russland schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen. In der Kiewer Vorstadt hätten russische Truppen die Männer von Frauen und Kindern getrennt, sagte Olexander Markuschyn in einem Video auf Facebook. "Diejenigen, die ihnen nicht gefielen - und das sind Fakten, es gibt Zeugen -, haben sie erschossen. Diejenigen, die nicht gehorchten, haben sie erschossen", sagte Markuschyn. Die Toten seien dann absichtlich von Panzern überrollt worden. "Wir haben die Leichen mit Schaufeln vom Asphalt gekratzt."
Markuschyn sagte, außerdem hätten die russischen Soldaten Frauen vergewaltigt. "Die russischen Invasoren töteten und demütigten nicht nur Frauen, sondern raubten auch gnadenlos die Wohnungen der Irpiner aus", sagte Markuschyn. Gestohlen worden sei alles - von Waschmaschinen bis Unterwäsche.
Von ähnlichen Gräueltaten berichtete auch ein Team von Amnesty International, das in den vergangenen Wochen Beweise für mutmaßliche Kriegsverbrechen des russischen Militärs in der Gegend rund um Kiew sammelte. "Die schockierenden Bilder aus Butscha sind ganz offensichtlich nur die Spitze eines Eisbergs der Grausamkeit und Brutalität", sagte Janine Uhlmannsiek, Expertin für Europa und Zentralasien bei Amnesty International in Deutschland. "Russische Truppen haben unbewaffnete Menschen willkürlich erschossen, eine Frau wurde mit vorgehaltener Waffe mehrfach vergewaltigt, nachdem die Soldaten ihren Mann getötet hatten." Er betonte: "Alle Belege sprechen dafür, dass wir es hier mit Kriegsverbrechen zu tun haben. Die internationale Gemeinschaft steht in der Pflicht, alles zu tun, damit die Verantwortlichen für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden - auch die Personen ganz oben in der Befehlskette."
Die mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen, die nach ukrainischen Angaben derzeit untersucht werden, gehen in die Tausende. Nach einem jüngsten Bericht der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft hat sich ihre Zahl auf 4820 erhöht. Demnach wird auch angenommen, dass 167 Kinder in der Ukraine infolge der russischen Invasion getötet, 297 verletzt wurden.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa