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Bekenntnis wird geprüft Islamischer Staat reklamiert Solinger Messerattentat für sich

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Auf einem Solinger Stadtfest sticht ein Mann wahllos auf Menschen ein, drei von ihnen sterben. Der sogenannte Islamische Staat erklärt, hinter dem Anschlag zu stecken. Später stellt sich der mutmaßliche Attentäter. Ob er tatsächlich eine Verbindung zum IS hat, ist unklar.

Die Terrororganisation Islamischer Staat hat erklärt, für den Messerangriff in Solingen verantwortlich zu sein. Das geht aus einer Stellungnahme der Organisation hervor. "Der Angreifer auf die christliche Versammlung in der Stadt Solingen in Deutschland gestern war ein Soldat des Islamischen Staates und führte die Tat als Rache für die Muslime in Palästina und überall aus", heißt es laut der IS-Medienagentur Amaq.

Einen Beleg dafür, dass der IS tatsächlich hinter dem Angriff steckt, wird nicht gegeben. Auch ein Beweis für einen Kontakt zwischen IS und dem Attentäter wird nicht geliefert. Allerdings erhielt auch die Polizei Düsseldorf nach eigenen Angaben ein Bekennerschreiben des (IS). Jetzt müsse geprüft werden, ob dieses Schreiben echt sei, sagte ein Polizeisprecher.

Später am Samstag wurde ein Tatverdächtiger festgenommen: Das gab Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul am späten Abend in den ARD-"Tagesthemen" bekannt. Er sprach von einem "wirklich Verdächtigen", den man den ganzen Tag gesucht habe. Er werde vernommen. Nach Angaben des Innenministeriums hatte sich Mann der Polizei gestellt. Es handele sich um einen 26-jährigen Syrer, der Ende 2022 nach Deutschland eingereist ist und Asyl beantragte, berichtete der "Spiegel". Als islamistischer Extremist war er den Sicherheitsbehörden nicht bekannt.

Reul sagte zu dem IS-Bekenntnis, dies müsse nun sorgfältig geprüft werden. "Das gibt es immer wieder, diese Bekenntnisse. In der Regel sind die auch durchaus richtig. Aber es kann natürlich auch eine falsche Meldung sein", sagte der CDU-Politiker. "Aber es spricht etwas dafür."

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft bereits auf einer Pressekonferenz erklärt, einen terroristischen Hintergrund nicht ausschließen zu können. Der Verdacht ergebe sich aus den Gesamtumständen, da die Opfer "in keinem Zusammenhang zueinander standen", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers. Ein anderes Motiv sei derzeit nicht ersichtlich.

Wüst: Keine Hinweise auf weitere Anschlagspläne

Das ZDF hatte zuvor berichtet, dass sich Hinweise verdichten würden, dass man es mit einer politisch motivierten Tat zu tun habe. Quellen nannte der Sender nicht. "Nach meinen Informationen deutet vieles darauf hin, dass hier ein junger Mann im Namen des IS, im Namen des Islamischen Staates, gemordet haben könnte", sagte die Sicherheitsexpertin Sarah Tacke. "Genau dieser Spur gehen die Ermittler aktuell nach und wollen genau das herausfinden, ob dem so ist."

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst sprach von einem "Akt des Terrors". "Dieser Anschlag hat unser Land ins Herz getroffen", sagte er bei einem Besuch in Solingen weiter. "Dieser Anschlag sollte Terror verbreiten", fügte er hinzu. Er richte sich gegen die Art, in der die Menschen in Nordrhein-Westfalen lebten. "Unser Land wankt nicht", betonte der CDU-Politiker: "Wir werden uns nicht erschüttern lassen." Ähnlich äußerte sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser: "Wir stehen zusammen und lassen uns nicht spalten."

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Hinsichtlich der Gefahrenlage im Land sagte Wüst dem ZDF, dass es keine konkreten Hinweise auf weitere Anschlagspläne gebe. Allerdings bestehe eine allgemeine Gefährdung unabhängig von dem Messerangriff in Solingen: "Wir haben seit langer Zeit eine erhöhte abstrakte Gefahr."

Bei dem Angriff bei einem Stadtfest waren am Freitagabend drei Menschen getötet worden, zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren und eine Frau von 56 Jahren. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Der Täter wählte die Opfer offenbar willkürlich aus.

Quelle: ntv.de, spl/hul/dpa/rts/AFP

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