Politik

Ein Film sorgt für Krawall Islamisten rüsten zum Protest

Demonstration vor der US-Botschaft in Tunis.

Demonstration vor der US-Botschaft in Tunis.

(Foto: dpa)

Die USA sehen Anzeichen dafür, dass der Angriff auf ihr Konsulat in Bengasi eine geplante Aktion war. Präsident Obama will Berichten zufolge Drohnen nach Libyen schicken, um mögliche Islamisten-Camps aufzuspüren. Derweil gibt es Anzeichen für eine große Protestwelle in der islamischen Welt.

Protest in Kairo vor der am Vortag gestürmten US-Botschaft.

Protest in Kairo vor der am Vortag gestürmten US-Botschaft.

(Foto: dpa)

Die US-Regierung geht davon aus, dass der Angriff auf das amerikanische Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi geplant war. Bei der Attacke waren mindestens vier Menschen ums Leben gekommen, darunter der US-Botschafter in Libyen, Chris Stevens.

Neben den vier US-Diplomaten seien bis zu zehn libysche Sicherheitskräfte getötet worden, sagte der stellvertretende libysche UN-Botschafter Ibrahim Dabbaschi. Ein US-Regierungsvertreter teilte außerdem mit, dass zudem fünf US-Zivilisten verletzt worden seien.

Wegen der schweren Bewaffnung der Angreifer hält das Weiße Haus eine geplante Attacke für wahrscheinlicher als eine außer Kontrolle geratene spontane Demonstration, berichten US-Medien unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Washingtoner Regierungsquellen.

Obama will Drohnen nach Libyen schicken

Vor der brennenden US-Vertretung in Bengasi in der Nacht zum Mittwoch.

Vor der brennenden US-Vertretung in Bengasi in der Nacht zum Mittwoch.

(Foto: dpa)

Nach Informationen des Senders CNN will US-Präsident Barack Obama Drohnen nach Libyen schicken, um mögliche Islamisten-Camps aufzuspüren. Etwaige Angriffe würden aber Libyen überlassen, hieß es ebenfalls unter Berufung auf Quellen in Washington weiter.

CNN zitierte einen US-Regierungsbeamten mit den Worten, die vier Amerikaner seien an Rauchvergiftungen gestorben. Die Angreifer hatten Brandbomben und Panzerfäuste eingesetzt. Al-Dschasira hatte gemeldet, die Diplomaten seien getötet worden, als sie mit einem Auto vor den Angreifern flohen.

Proteste gegen Film dürften sich ausweiten

Unterdessen sieht es danach aus, als sei in weiteren islamischen Ländern mit wütenden Protesten gegen den islamfeindlichen Film "Die Unschuld der Muslime" zu rechnen, der zu dem blutigen Angriff auf die US-Vertretung in Bengasi und den Sturm auf das Gelände der US-Botschaft in Kairo geführt hatte.

"Die Unschuld der Muslime"

Die blutigen anti-amerikanischen Proteste entzünden sich aneinem Film mit dem Titel "Unschuld der Muslime". Ursprünglich wurdeein gewisser Sam Bacile als Macher des islamfeindlichen Films gehandelt, mittlerweileist klar, dass dies ein Pseudonym ist. Laut BBC könnte der Film Ende Juni ineinem kleinen Kino in Los Angeles gezeigt worden sein. Nur wenig später tauchteer im Internet auf. Die auf Youtube veröffentlichten Sequenzen des Films sind eineArt Trailer. Darin wird der Prophet als Schürzenjäger und Pädophilerdargestellt. Ein Ägypter namens Morris Sadek ist laut "Wall StreetJournal" verantwortlich dafür, dass das Video in der arabischen Weltbekannt wurde. Anfang September habe der in Washington lebende koptische ChristJournalisten weltweit einen Link zu dem Video geschickt. In Ägypten übersetzteneinige das Video auf Arabisch und veröffentlichten es.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai habe eine Reise nach Norwegen abgesagt, teilte das Außenministerium in Oslo mit. Grund seien "die schwerwiegenden Ereignisse in einigen arabischen Ländern in den vergangenen 24 Stunden". Karsai sehe derzeit "die Notwendigkeit, in Afghanistan zu sein".

Die afghanische Regierung sperrte zudem die Internetseite von Youtube, um zu verhindern, dass Afghanen sich den Film angucken können. Derweil riefen die radikal-islamischen Taliban ihre Kämpfer auf, sich für den Film an US-Soldaten zu rächen.

Muslimbrüder rufen zu Protesten auf

Seit Dienstag gibt es in zahlreichen arabischen Ländern massive Proteste gegen den Film eines israelischstämmigen US-Bürgers, in dem der Prophet Mohammed beschimpft und als Frauenheld, Kinderschänder und Mörder dargestellt wird. In Tunesien feuerte die Polizei am Mittwochabend mit Tränengas und Gummigeschossen auf wütende Demonstranten, die sich vor der US-Botschaft in Tunis versammelten und US-Flaggen verbrannten. Demonstriert wurde auch in Gaza-Stadt.

In Ägypten, wo die Proteste am Dienstag begonnen hatten, riefen die Muslimbrüder für Freitag zu landesweiten Kundgebungen auf. Anlässlich der traditionellen Freitagsgebete könnte es auch in anderen Ländern zu Demonstrationen kommen.

Die Proteste gegen den Film erinnerten an die gegen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen, die eine dänische Zeitung 2005 veröffentlicht hatte und die zu Unruhen in zahlreichen moslemischen Ländern geführt hatten, bei denen mindestens 50 Menschen umkamen.

Produzent des Films ist "sehr erschüttert"

Der Produzent des Films "Die Unschuld der Muslime" zeigte sich "verstört" und "sehr erschüttert" über den Tod des US-Botschafters in Libyen. Das sagte Steve Klein, der an dem Film mitgearbeitet hatte. Er habe mit Bacile telefoniert, sagte Klein. Er wisse aber nicht, wo dieser sich aufhalte.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP/rts/dpa

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