Assads Truppen in Bedrängnis Islamisten umzingeln Hama von drei Seiten
05.12.2024, 00:11 Uhr Artikel anhören
Islamisten erreichen Hama, das für die Verteidigung von Damaskus strategisch wichtig ist.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die syrische Stadt Hama ist nur rund 200 Kilometer von Damaskus entfernt. Offenbar rücken islamistische Milizen weiter vor und umstellen die Posten der Armee von Machthaber Assad. Dessen Regierungstruppen hatten am Morgen noch eine Gegenoffensive gestartet.
Islamistische Kämpfer sind in Syrien nach Angaben von Aktivisten weiter auf die strategisch wichtige Stadt Hama vorgerückt. Nach Gefechten mit der Armee von Machthaber Baschar al-Assad hätten die Kämpfer die Stadt nun von drei Seiten umzingelt, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Den Regierungstruppen bleibe "nur noch ein Ausgang in Richtung Homs im Süden". Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Beobachtungsstelle lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Stadt Hama im westlichen Zentrum von Syrien liegt zwischen Aleppo im Norden und Damaskus im Süden und ist für den Schutz der rund 220 Kilometer entfernten Hauptstadt von großer Bedeutung. Die Armee hatte am Morgen nach Angaben der Beobachtungsstelle eine Gegenoffensive gegen die islamistische Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und ihre Verbündeten gestartet. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana waren Einheiten der Armee in "heftige Kämpfe" verwickelt. Unterstützung erzielten sie demnach von syrischen und russischen Kampfflugzeugen.
Während Hama zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 eine Bastion der Opposition gegen Machthaber Assad und Schauplatz häufiger Massenproteste war, leben in den ländlichen Gebieten westlich der Stadt viele Alawiten, die derselben schiitischen Glaubensrichtung angehören wie Assad selbst.
Mehr als 700 Tote
Seit mittlerweile einer Woche rücken die islamistische Miliz HTS und verbündete Kämpfer bei ihrer im Norden gestarteten Großoffensive gegen die Regierungstruppen vor. HTS ist aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, hervorgegangen, hat nach eigenen Angaben aber seit 2016 keine Verbindungen mehr zu Al-Kaida.
Neben zahlreichen Ortschaften gelang es den Kämpfern, auch die Millionenstadt Aleppo nahezu vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle wurden seit Beginn der Offensive mehr als 700 Menschen getötet, darunter ein Großteil Kämpfer, aber auch 110 Zivilisten.
Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, als Assad Proteste gegen die Regierung mit Gewalt niederschlagen ließ. Eine halbe Million Menschen wurde getötet und Millionen weitere vertrieben. Die nun wieder aufgeflammte Gewalt trieb UN-Angaben zufolge mehr als 115.000 Menschen in die Flucht. Der Konflikt war zuvor auch infolge einer von Russland und der Türkei im Jahr 2020 vermittelten Waffenruhe weitgehend eingefroren gewesen.
Quelle: ntv.de, mau/AFP