Gefahr im Norden Israel: Hisbollah will in Kämpfe eingreifen
21.10.2023, 16:55 Uhr Artikel anhören
Hisbollah-Kämpfer während einer Übung im Süden des Libanon.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit Tagen kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu kleineren Scharmützeln. Israels Verteidigungsminister Galant geht davon aus, dass die libanesische Hisbollah in den Konflikt einsteigen will. Er spricht von "großen Herausforderungen".
Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah hat sich nach Einschätzung des israelischen Verteidigungsministers "dazu entschieden, an den Kämpfen teilzunehmen". Dafür zahle die Hisbollah einen Preis, sagte Joav Galant nach Angaben seines Büros bei einem Besuch an Israels Nordgrenze. Israel müsse wachsam sein und sich auf jedes mögliche Szenario vorbereiten, sagte Galant weiter. "Uns erwarten große Herausforderungen."
Israel hatte nach den Massakern am 7. Oktober in israelischen Grenzorten im Süden des Landes durch die islamistische Hamas massive Luftangriffe auf den Gazastreifen begonnen. Auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es seitdem immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen, die Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Konflikts schüren. Dabei gab es auf beiden Seiten bereits Tote. Erst am Freitag wurde ein 22-jähriger Oberfeldwebel der Reserve der israelischen Armee während eines Angriffs aus dem Libanon mit einer Panzerabwehrrakete getötet.
Am heutigen Nachmittag meldete Israel nach erneutem Beschuss aus dem Libanon den Beschuss von zwei "Terrorzellen" im Süden des Nachbarlands. Dabei habe es "Treffer" gegeben, teilte das Militär mit. Ob es Tote oder Verletzte im Libanon gab, ist unklar. Aus dem Libanon waren den Angaben nach mehrere Raketen auf verschiedene Gegenden in Israel abgefeuert worden.
"Hisbollah weiß genau, wo die Grenze liegt"
Israels Armee hatte ebenfalls Freitag im Konflikt mit der Hisbollah-Miliz rote Linien aufgezeigt. "Die Hisbollah weiß genau, wo die Grenze liegt. Wenn sie ihre Langstreckenraketen einsetzen oder etwas tun, das sehr, sehr aggressiv ist, wäre das eine Wende", sagte Militärsprecher Richard Hecht. "Momentan ist unser Grundsatz, dass jedes Mal, wenn sie schießen, wir zurückschießen." Die Gefechte seien derzeit aber nur eine Art "Stochern". Damit wolle die Hisbollah von den Aktivitäten der Hamas im Gazastreifen ablenken. Israels Armee sei aber auch auf jedes andere Szenario vorbereitet, so Hecht.
Die Hisbollah kämpft seit 1982 politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Ihr Einfluss reicht tief in den von Krisen gelähmten libanesischen Staat. Die Gruppe, der nach Schätzungen mehrere tausend Kämpfer angehören, wird hauptsächlich aus Teheran finanziert und gilt als weitaus mächtiger als die palästinensische Hamas. Neben einer besseren Ausbildung ihrer Kämpfer verfügt die Organisation über ein großes Arsenal an Raketen und Kampfdrohnen. Von der Europäischen Union wird die Hisbollah als Terrororganisation eingestuft.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa