Nach Angriff auf Hisbollah-Basis Israel bombardiert Waffenlager in Beirut
28.09.2024, 00:14 Uhr Artikel anhören
Mindestens elf Angriffe soll es in der Nacht gegeben haben.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Mit wiederholten Attacken aus der Luft greift Israel das mutmaßliche Hauptquartier der Hisbollah in der libanesischen Hauptstadt an. Ob dabei auch der Chef Nasrallah getroffen wird, ist nicht bekannt. Währenddessen attackieren weitere Kampfjets Waffenlager und Stellungen der Miliz in Beirut.
Nach dem massiven Luftschlag in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut greift Israels Luftwaffe Armeeangaben zufolge erneut in der Gegend und weiteren Regionen des Landes an. Die Luftwaffe führe derzeit Angriffe auf strategische Einrichtungen der Hisbollah-Miliz in der Umgebung von Beirut durch, teilte die israelische Armee mit.
Dazu gehörten Waffenproduktionsanlagen, Gebäude, in denen moderne Waffen gelagert würden sowie Kommandozentralen der proiranischen Miliz, hieß es. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von mindestens elf Angriffen in Vororten südlich der Hauptstadt sowie in mehreren Orten im Süden des Libanons, unter anderem nahe Tyros.
Die Darstellung der israelischen Armee, sie würde Waffenlager der Hisbollah angreifen, wies die Miliz zurück. In den angegriffenen Gebäuden würden sich keine Waffen oder Depots befinden, erklärte die Schiitenmiliz. Örtliche Fernsehsender zeigten nächtliche Explosionen südlich von Beirut in Nähe des internationalen Flughafens. Auf den Bildern waren Brände und Folgeexplosionen zu sehen.
Angaben über Opfer gab es in der Nacht zunächst nicht. Bei Attacken auf Ziele im Süden des Libanon wurden nach israelischen Angaben mehrere hochrangige Kommandeure der proiranischen Miliz getötet, darunter den Kommandeur der Hisbollah-Raketeneinheit im Südlibanon und sein Stellvertreter.
US-Präsident Joe Biden wies das Pentagon inzwischen an, die US-Streitkräfte im Nahen Osten "bei Bedarf" anzupassen. Derweil verschärfte der Iran den Ton gegenüber Washington.
Schwerer Luftangriff auf Hisbollah-Hauptquartier
Ein massiver Angriff am Freitag in einem Vorort von Beirut galt Israel zufolge dem Hauptquartier der proiranischen Schiiten-Miliz. Dieses soll unter Wohngebäuden versteckt gewesen sein, hieß es. Der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und weitere Führungspersonen der Miliz waren Ziel des Angriffs. Der Angriff auf das Zentralkommando der Hisbollah sei "sehr präzise" gewesen, erklärte der israelische Militärsprecher.
Gegenüber der "New York Times" erklärten fünf israelische Offizielle, dass die israelischen Nachrichtendienste zunächst davon ausgehen, dass Nasrallah getötet worden sei. Sie wiesen jedoch darauf hin, dass diese Einschätzung vorläufig sei und sich noch ändern könne. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim meldete, dass Nasrallah wohlauf ist.
Die Zeitung "Haaretz" berichtete unter Berufung auf israelische Regierungsvertreter, es seien schätzungsweise 300 Menschen getötet worden. Das libanesische Gesundheitsministerium sprach zunächst von sechs Toten und 91 Verletzten. Diese Zahlen könnten aber steigen, weil viele Opfer noch unter Trümmern liegen dürften.
Das israelische Militär will zudem keine Waffenlieferungen an die schiitische Hisbollah-Miliz über den internationalen Flughafen der Hauptstadt Beirut dulden. Israel wisse von iranischen Waffenlieferungen an die Hisbollah, aber diese würden verhindert, sagte Armeesprecher Hagari. Die Luftwaffe patrouilliere nun im Bereich des Flughafens von Beirut. Bislang habe der Libanon - anders als das Nachbarland Syrien - verantwortungsvoll gehandelt und keine Waffentransporte über den zivilen Flughafen erlaubt. Feindlichen Flugzeugen mit Waffen an Bord werde nicht gestattet, dort zu landen, so der Sprecher weiter.
Hunderte Tote bei Luftangriffen
Seit Anfang der Woche führt Israel massive Angriffswellen gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah im Libanon aus. Seit Montag wurden nach Behördenangaben im Libanon mehr als 700 Menschen durch israelische Angriffe getötet und fast 6000 weitere verletzt.
Die Hisbollah-Miliz beschießt ihrerseits zahlreiche Ziele auf israelischem Territorium. Nach der israelischen Absage an eine Waffenruhe setzten beide Seiten ihre Angriffe fort.
Die Hisbollah hatte ihre Angriffe nach dem Beginn des Gaza-Krieges nach und nach verstärkt. Die Miliz ist mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen verbündet, die den Gaza-Krieg am 7. Oktober mit ihrem beispiellosen Großangriff auf Israel ausgelöst hatte.
Quelle: ntv.de, lme/dpa/AFP/AP