Viele Geiseln fehlen noch Israel droht Hamas mit Wiederaufnahme der Kämpfe
16.10.2025, 02:46 Uhr Artikel anhören
Das Rote Kreuz nimmt im Gazastreifen zwei weitere Särge in Empfang.
(Foto: REUTERS)
Neun Geiseln sind tot nach Israel zurückgekehrt, die sterblichen Überreste von 19 weiteren sind noch im Gazastreifen. Die Hamas sieht sich außerstande, sie zu bergen. Israel pocht auf die vereinbarte Übergabe. Ansonsten könnte es mit der Waffenruhe wieder vorbei sein.
Die israelische Regierung hat der Hamas nach der Übergabe von bislang lediglich neun Geisel-Leichen mit der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen gedroht. "Wenn die Hamas sich weigert, das Abkommen einzuhalten, wird Israel in Abstimmung mit den USA die Kämpfe wieder aufnehmen", erklärte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Die Hamas hatte zuvor zwei weitere Tote an das Rote Kreuz überstellt und zeitgleich erklärt, damit alle für sie "erreichbaren" toten Geiseln übergeben zu haben.
Das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bestätigte, Israel habe über das Rote Kreuz zwei Särge mit den Leichen der Geiseln erhalten. Sie seien der Armee und dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet im Gazastreifen übergeben worden. Laut der israelischen Armee sollten die Leichen zur Identifizierung ins nationale Institut für Gerichtsmedizin gebracht werden.
Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. 19 von ihnen verbleiben noch im Gazastreifen. Bei einer von 10 Leichen, die die Hamas bislang freigab, handelt es sich nach israelischen forensischen Erkenntnissen nicht um die sterblichen Überreste einer Geisel. Bereits am Montag hatten die Islamisten die letzten 20 lebenden Geiseln freigelassen. Die erste Phase der von US-Präsident Donald Trump initiierten Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der Hamas sieht die Freilassung und Übergabe aller lebenden und toten Geiseln vor.
Hamas verweist auf aufwendige Bergung
Die Übergabe der Toten könnte nun jedoch auf Hindernisse stoßen. Ihre Milizen hätten alle Leichen von Geiseln, zu denen sie Zugang hatten, ausgehändigt, hieß es in der Erklärung der Hamas. Nach Meinung der Terrororganisation habe sie damit ihre Verpflichtungen aus dem Waffenruhe-Abkommen erfüllt. "Was die übrigen Leichen betrifft, so sind zu ihrer Bergung außerordentliche Bemühungen und spezielle Ausrüstungen nötig", teilten die Islamisten mit. Viele Leichen von Geiseln könnten mutmaßlich unter den Ruinen ausgebombter Gebäude oder in Tunnelschächten verschüttet sein.
Israel besteht allerdings auf der Rückgabe aller getöteten Geiseln. "Die Hamas ist verpflichtet (...), die nötigen Schritte zu unternehmen, um alle verstorbenen Geiseln zurückzugeben", hielt die israelische Armee in ihrer Mitteilung fest.
Trotz Verzögerungen bei der Übergabe der toten Hamas-Geiseln wollte Israel einem Medienbericht zufolge am Mittwoch den Grenzübergang Rafah an der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder für Hilfslieferungen öffnen. Offiziell bestätigt wurde dies zunächst jedoch nicht. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP ist der Übergang bislang nicht geöffnet worden.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa