Pumpen seit Wochen startklar Israel zögert noch mit Tunnel-Flutung in Gaza
05.12.2023, 05:38 Uhr Artikel anhören
Mitte der 1990er Jahre wurden die ersten Tunnel unter dem Gazastreifen gegraben. Zu Beginn des aktuellen Krieges zwischen der Hamas und Israel soll das Tunnelsystem etwa 500 Kilometer umfasst haben.
(Foto: AP)
Das weitverzweigte Tunnelsystem unter dem Gazastreifen ist die größte Herausforderung für Israels Armee im Kampf gegen die Hamas. Die nötige Technik, um die Schächte zu fluten, steht schon seit Wochen bereit. Bislang scheut die Regierung vor dem Einsatz aber zurück.
Israel hat einem Medienbericht zufolge ein System aus großen Pumpen zusammengebaut, mit denen es das ausgedehnte Tunnelnetz der islamistischen Hamas unter dem Gazastreifen mit Meerwasser fluten könnte. Das "Wall Street Journal" schreibt unter Berufung auf Beamte der US-Regierung, es sei nicht sicher, ob die israelische Regierung diese Taktik anwenden will. Israel habe dazu weder eine endgültige Entscheidung getroffen noch einen solchen Plan ausgeschlossen, wurden die Beamten zitiert.
Die israelischen Streitkräfte hätten Mitte November die Montage großer Meerwasserpumpen nördlich des Flüchtlingslagers Al-Shati abgeschlossen, hieß es. Jede der mindestens fünf Pumpen könne Wasser aus dem Mittelmeer entnehmen und Tausende Kubikmeter Wasser pro Stunde in die Tunnel leiten, sodass diese innerhalb weniger Wochen überflutet wären, so das "Wall Street Journal". Mit einer solchen Taktik sei Israel in der Lage, die Tunnel zu zerstören und die Terroristen aus ihrem unterirdischen Versteck zu vertreiben.
Dieses Vorgehen würde allerdings die Wasserversorgung des Gazastreifens bedrohen. Israel habe die USA Anfang November erstmals über die Option informiert und damit eine Diskussion ausgelöst, in der die Durchführbarkeit und die Auswirkungen auf die Umwelt gegen den militärischen Wert der Ausschaltung der Tunnel abgewogen wurden, hieß es in dem Bericht.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Gaza-Kriegs mehr als 800 Tunnelschächte gefunden. Rund 500 davon seien bereits zerstört worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Einige der Schächte hätten strategische Einrichtungen der Hamas unterirdisch miteinander verbunden. Viele Kilometer der unterirdischen Tunnelrouten seien zerstört worden.
Quelle: ntv.de, ino/dpa