Politik

Protestwelle erfasst Militär Israelische Kampfpiloten verweigern Dienst wegen Justizreform

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In den vergangenen Tagen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten.

(Foto: REUTERS)

Die Umsetzung der umstrittenen Justizreform in Israel schreitet voran. Der Protest dagegen wird immer breiter und erfasst auch das Militär. Besonders harte Kritik kommt von Netanjahus eigenen Kameraden, die in derselben Spezialeinheit gedient haben.

Im israelischen Militär hat sich Widerstand gegen die geplante Justizreform im Land geregt. 37 der 40 Kampfpiloten des Jagdgeschwaders 69 hätten sich geweigert, unter der Woche ihr Reservetraining anzutreten, berichteten israelische Medien. Sie wollten stattdessen vor Regierungseinrichtungen gegen die Reform protestieren. Auch Reservisten anderer Einheiten drohten, den Dienst zu verweigern, sollte der Vorstoß der rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanjahu umgesetzt werden.

Die Justizreform schreitet trotz heftiger Proteste großer Teile der Bevölkerung immer weiter voran, in Tel Aviv gingen am Samstag die neunte Woche in Folge Zehntausende gegen diese Pläne auf die Straße. Die Demonstranten skandierten im Stadtzentrum "Demokratie, Demokratie" oder "Schande", viele schwenkten israelische Flaggen. Laut Medienberichten nahmen rund 160.000 Menschen an der Kundgebung teil. Auch in anderen Städten des Landes, darunter Jerusalem und Karmiel nahe Haifa, fanden Proteste statt. Kritik an der Reform gibt es auch aus großen Teilen der Justiz, von Wirtschaftsvertretern und Israels Verbündeten im Ausland.

Nach Medienberichten könnte die erste Phase im Schnellverfahren bis April abgesegnet werden. Nach Plänen der Regierung soll es dem Parlament künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben. Außerdem sollen Politiker bei der Ernennung von Richtern mehr Einfluss erhalten. Das Gesetzesvorhaben könnte Netanjahu auch in einem laufenden Korruptionsprozess gegen ihn in die Hände spielen.

"Du, Bibi, opferst bewusst Staat und das Volk Israels"

Experten warnten, eine Schwächung des Höchsten Gerichts könnte es wahrscheinlicher machen, dass israelische Soldaten vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden. Dieses Gericht kann nur aktiv werden, wenn ein Staat nicht von sich aus ein ernsthaftes Strafverfahren ausführt. Daher galt das angesehene Höchste Gericht bisher auch als "Schutzschild" für Soldaten.

Harte Kritik an Netanjahu gab es auch von Veteranen der Elite-Einheit Sajeret Matkal, in der auch der heute 73-Jährige gedient hatte. In einem offenen Brief schrieben die Veteranen, Netanjahus Bruder Jonatan habe 1976 bei einem Rettungseinsatz der Einheit auf dem Flughafen Entebbe in Uganda bewusst sein eigenes Leben für den Staat und das Volk Israels geopfert. Das Team hatte damals israelische Passagiere eines entführen Air-France-Flugzeugs gerettet. "Es ist traurig, aber Du, Bibi (Spitzname Netanjahus), opferst bewusst und mit offenen Augen den Staat und das Volk Israels für Deine eigenen Interessen", hieß es in dem Brief.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP

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