Untersuchung erzürnt Ultrarechte Israelische Soldaten sollen Häftling misshandelt haben
29.07.2024, 18:18 Uhr Artikel anhören
Dem Protest gegen die Untersuchung schlossen sich auch Soldaten an.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Beobachter prangern die Verhältnisse im israelischen Gefangenenlager Sde Teiman schon länger an. Nun leitet die Armee Untersuchungen gegen mehrere Soldaten wegen "erheblicher Misshandlungen eines Häftlings ein". Rechtsextreme Demonstranten stürmen aus Wut darüber die Einrichtung.
Nach der mutmaßlichen Misshandlung eines Häftlings in einem israelischen Gefangenenlager für Palästinenser hat die Armee mehrere Soldaten festgenommen und eine Untersuchung eingeleitet. "Nach dem Verdacht auf erhebliche Misshandlung eines Häftlings in der Haftanstalt Sde Teiman wurde eine Untersuchung eingeleitet", teilte die israelische Armee mit. Neun Soldaten wurden demnach festgenommen. Laut israelischen Medien handelt es sich bei dem Häftling um einen Palästinenser, der mutmaßlich von den Soldaten misshandelt wurde. Er soll laut dem Militärrundfunk einer Eliteeinheit der Hamas angehören.
Der Militärrundfunk berichtete, die Militärpolizei sei im Gefangenenlager Sde Teiman erschienen. Als die Militärpolizei am Lager vorfuhr, versammelten sich dort Demonstranten, auch Abgeordnete aus rechtsextremen Parteien. Sie protestierten gegen die Untersuchung, die Soldaten hätten lediglich ihre Pflicht getan. Wie auf Live-Aufnahmen im israelischen Fernsehen zu sehen war, gelang es einigen, in die Einrichtung einzudringen.
Israels Armeechef Herzi Halevi kritisierte das Vorgehen scharf: "Das Eindringen in eine Militärbasis und die Störung der dortigen Ordnung ist ein schwerwiegendes Verhalten, das in keiner Weise akzeptabel ist", erklärte er. Israel befinde sich "mitten in einem Krieg", Aktionen dieser Art gefährdeten die Sicherheit des Landes. Finanzminister Bezalel Smotrich, ein Führer des nationalistisch-religiösen Blocks in der Regierung, sagte hingegen in einem auf X hochgeladenen Video, die beschuldigten Soldaten sollten als Helden und nicht als Kriminelle behandelt werden.
Amnesty spricht von "zügelloser Folter"
Das Gefangenenlager Sde Teiman war zur Inhaftierung von im Gazastreifen festgenommenen Palästinensern nach dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober eingerichtet worden. Seitdem prangerten sowohl die Vereinten Nationen und Menschenrechtsanwälte als auch von der Hamas kontrollierte Behörden sowie ehemalige Gefangene Misshandlungen während der Haft an.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Israel in diesem Monat auf, die unbefristete Inhaftierung von Palästinensern aus dem Gazastreifen und die "zügellose Folter" in israelischen Gefängnissen zu beenden. Laut der israelischen Armee orientieren sich die Haftbedingungen an internationalem Recht.
Der Krieg im Gazastreifen dauert mittlerweile seit mehr als neun Monaten an. Ausgelöst wurde er durch den beispiellosen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel, bei dem israelischen Angaben zufolge 1197 Menschen getötet worden waren. Israel geht seitdem massiv gegen Ziele in dem Palästinensergebiet vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 39.300 Menschen getötet. Ob es sich dabei um Zivilisten oder Hamas-Kämpfer handelt, wird nicht mitgeteilt.
Quelle: ntv.de, mdi/rts/AFP