Tägliche Gefechte Israels Armeechef: Kriegsgefahr an Grenze zum Libanon wächst
18.01.2024, 02:17 Uhr Artikel anhören
Halevi, hier Anfang Januar, hält einen Krieg an der Grenze zum Libanon für wahrscheinlicher als je zuvor.
(Foto: via REUTERS)
Die israelische Armee ist derzeit im Gazastreifen im Einsatz. Doch auch an der Grenze zum Libanon gibt es täglich Gefechte mit der Hisbollah. Der Armeechef Israels hält deshalb den Ausbruch eines Krieges dort für viel wahrscheinlicher als in der Vergangenheit.
Israels Armeechef Herzi Halevi sieht eine wachsende Kriegsgefahr im Norden des Landes an der Grenze zum Libanon. "Ich weiß nicht, wann der Krieg im Norden stattfinden wird", hieß es in einer Erklärung Halevis, die am Mittwoch während seines Besuchs im Norden Israels verbreitet wurde. "Aber ich kann Ihnen sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in den kommenden Monaten passiert, viel größer ist als in der Vergangenheit."
Derzeit gibt es an der israelisch-libanesischen Grenze täglich Gefechte zwischen der israelischen Armee und der im Libanon ansässigen Schiitenmiliz Hisbollah. Diese wird vom Iran unterstützt und ist mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbündet.
Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte, er habe 20 Raketen vom Süden des Libanon auf Israel abgefeuert. Dies sei eine Reaktion auf die "Massaker" im Gazastreifen und die Tötung des Hamas-Vizechefs Anfang des Monats in Beirut. Die israelische Armee gab ihrerseits bekannt, sie habe Luftangriffe auf Ziele im Südlibanon geflogen und dabei auch "terroristische Infrastruktur" angegriffen.
Die Auseinandersetzungen an der israelisch-libanesischen Grenze haben sich seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober massiv verstärkt. Seither wurden im Libanon nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mehr als 190 Menschen getötet, unter ihnen 140 Hisbollah-Kämpfer und mehr als 20 Zivilisten, darunter 3 Journalisten. Auf der israelischen Seite wurden nach Angaben der israelischen Behörden neun Soldaten und sechs Zivilisten getötet.
Zehntausende Menschen müssen Gebiet verlassen
Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahre 2006. Seit Beginn der Kämpfe mussten mehr als 76.000 Menschen ihre Häuser im Südlibanon verlassen, auf israelischer Seite wurden mehr als 80.000 Israelis aus ihren Heimatorten im Grenzgebiet evakuiert. Israel fordert für die Sicherheit seiner Bürger im Norden, dass sich die Hisbollah-Miliz zurückzieht, und hat bereits mehrfach gedroht, dass es dafür auch militärische Mittel einsetzen könnte.
"Wir wollen im Libanon ein klares Ziel erreichen, nämlich die Rückkehr der Bewohner in den Norden, aller Gemeinden im Norden. Wir sind uns darüber im Klaren, dass dies nur durch einen tiefgreifenden Wandel möglich ist", sagte Halevi weiter. Man befinde sich daher in einer Zeit der erhöhten Bereitschaft, um im Libanon zu kämpfen.
Hamas-Kämpfer und verbündete Terrorgruppen waren am 7. Oktober aus dem Gazastreifen nach Israel vorgedrungen und hatten dort Massaker und Gräueltaten an Zivilisten verübt. Dabei starben etwa 1200 Menschen. Israel erklärte daraufhin der Hamas den Krieg und startete eine massive Militärkampagne im Gazastreifen.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa