Ron Prosor im "ntv Frühstart" Israels Botschafter lehnt Feuerpause in Gaza strikt ab
24.10.2023, 09:57 Uhr Artikel anhören
In der EU kursiert die Forderung nach einer begrenzten Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Der israelische Botschafter in Deutschland weist das zurück und bekräftigt die Entschlossenheit seines Landes zu einer Bodenoffensive.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat Forderungen aus der EU nach einer humanitären Feuerpause für den Gazastreifen zurückgewiesen. Auf die Frage, ob Israel einer solchen Feuerpause zustimmen würde, sagte Prosor im "ntv Frühstart": "Die Antwort ist nein."
Die Hamas greife Israel weiterhin mit Raketen an und halte viele Geiseln fest. "Sie sollen nichts bekommen, bevor sie wirklich alle zurückgeben und auch diese Infrastruktur beseitigt wird." Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte gesagt, die Gemeinschaft auf dem EU-Gipfeltreffen am Donnerstag könnte eine zeitlich begrenzte Feuerpause einfordern, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu ermöglichen.
Prosor bestätigte bei ntv, dass die Bodenoffensive der israelischen Armee vor allem wegen der Aussicht auf Geiselbefreiungen noch nicht begonnen habe. "Wir geben jetzt Zeit, damit die Geiseln wieder zurück nach Hause kommen können." Sie freizubekommen, sei eines der Ziele der israelischen Regierung. Er könne aber nicht bestätigen, dass Israel mit der Bodenoffensive erst beginnen werde, wenn viele oder sogar alle Geiseln frei seien. Der Botschafter wandte sich gegen mögliche Forderungen der US-Regierung nach einem Aufschub der Operation. "Wir brauchen niemanden, uns zu sagen, dass die Geiseln wirklich wichtig sind." Man arbeite aber mit den Amerikanern eng zusammen.
"Immer dieses 'Ja, aber'"
Bei den bisherigen, kleineren Spezialoperationen im Gazastreifen gehe es darum, die Bodenoffensive so vorzubereiten, dass dabei möglichst wenige Zivilisten getroffen würden, sagte Prosor. Ob es bis zum Beginn der Offensive eher Tage oder Wochen dauern werde, wollte der Botschafter nicht benennen. "Israel entscheidet, wann und wie wir in den Gazastreifen hineingehen."
Die Hamas beschieße Israel unablässig mit Raketen. Damit müsse Israel ein für alle Mal Schluss machen. "Diesmal müssen wir diese Infrastruktur von Hamas beseitigen, und auch die Führung." Wenn es jemals Frieden in der Region geben solle, müsse die Terrororganisation verschwinden. Nach dem Krieg werde die Hamas in Gaza nicht mehr regieren. "Es ist gut für Israel, es ist gut für die Nachbarschaft und es ist gut für die Welt."
Prosor kritisierte Bedenken in Deutschland gegen den Einsatz im Gazastreifen. Es sei keine legitime Position, Solidarität mit Israel und Juden zu äußern, die Gegenangriffe in Gaza aber als zu weitgehend zu sehen. "Immer dieses 'Ja, aber'. Israel wurde angegriffen, es gab ein Massaker", so der Botschafter. Der Staat Israel sei gegründet worden, damit man diese Dinge nie wieder sehen müsse. "Wenn wir jetzt zurückschlagen - und wir werden zurückschlagen - möchte ich kein 'Ja, aber'." Die Hamas sei für alles verantwortlich, was in Gaza jetzt passiere.
Derzeit müsse Israel den Preis des Terrors zahlen, so der Botschafter. "Wir sind in der ersten Linie." Er warnte aber erneut davor, dass sich der Terror der Hamas auch nach Europa ausbreiten werde, wenn es jetzt nicht handele. Auf den Straßen Berlins würden Juden und Israel der Tod gewünscht, Hauseingänge mit dem Davidstern markiert. Antisemiten würden die Demokratie in Deutschland missbrauchen. Deshalb sei es wichtig, dass die Bundesregierung ein Betätigungsverbot gegen die Hamas in Deutschland angekündigt habe. "Es muss strafbar sein."
Quelle: ntv.de, psc