Pumpen leiten Meerwasser ein Israels Militär erprobt Flutung der Hamas-Tunnel
13.12.2023, 07:16 Uhr Artikel anhören
Nach Angaben des Militärs wurden seit Beginn des Israel-Kriegs mehr als 800 Tunneleingänge im Gazastreifen entdeckt.
(Foto: REUTERS)
Das israelische Militär tastet sich laut US-Medien an eine umstrittene Option im Kampf gegen die Hamas heran: In ersten Tests prüft die Armee, ob die Tunnel der Terroristen mithilfe von Meerwasser unbrauchbar gemacht werden können. Doch noch immer verbirgt die Hamas wohl Geiseln in den Gängen.
Die israelischen Streitkräfte testen laut Berichten von US-Medien die Flutung der Tunnel der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Es werde Meerwasser in einige Tunnel gepumpt, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung des unterirdischen Systems eigne, berichtete der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf einen mit der Angelegenheit betrauten US-Beamten.
Das "Wall Street Journal" berichtete über den Testlauf. Israel habe den USA mitgeteilt, dass nur Tunnel geflutet würden, in denen keine Geiseln vermutet würden. Der Nationale Sicherheitsrat der USA und die israelischen Streitkräfte äußerten sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Berichten.
Bei einer Pressekonferenz wurde US-Präsident Joe Biden am Dienstag zu den Flutungen befragt. Er antwortete: "Es ist sehr schwierig, was die Flutung der Tunnel angeht: Es wird behauptet, dass es ganz sicher keine Geiseln in diesen Tunneln gibt. Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit." Dann fügte er hinzu: "Was ich sicher weiß: Jeder Tod von Zivilisten ist eine absolute Tragödie."
Wasserversorgung des Gazastreifens in Gefahr
Vor gut einer Woche hatte Israels Generalstabschef Herzi Halevi die Überlegung, das ausgedehnte Tunnelsystem mit Meerwasser zu fluten, als gute Idee bezeichnet. Damals berichtete bereits das "Wall Street Journal", Israel habe ein System aus großen Pumpen zusammengebaut, um das Meerwasser in die Tunnel einzuleiten. Zunächst hatte das Militär jedoch aus Sorge um die in den Tunneln versteckten Geiseln noch gezögert. Jede der mindestens fünf Pumpen könne Wasser aus dem Mittelmeer entnehmen und Tausende Kubikmeter Wasser pro Stunde in die Tunnel leiten, sodass diese innerhalb weniger Wochen überflutet wären, so das "Wall Street Journal".
Dieses Vorgehen würde die Wasserversorgung des Gazastreifens bedrohen. Israel habe die USA Anfang November erstmals über die Option informiert und damit eine Diskussion ausgelöst, in der die Durchführbarkeit und die Auswirkungen auf die Umwelt gegen den militärischen Wert der Ausschaltung der Tunnel abgewogen wurden, hieß es in dem Bericht.
Die Hamas hat nach Angaben des israelischen Militärs unter dem Gazastreifen ein weitverzweigtes Tunnelsystem angelegt. Es wird auf rund 500 Kilometer Länge geschätzt. Nach Angaben des israelischen Militärs seien seit Beginn des Kriegs mehr als 800 Tunnelschächte gefunden worden. Die israelische Armee geht allerdings davon aus, dass auch viele der noch 135 aus Israel entführten Geiseln in den Tunneln festgehalten werden.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/rts