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Codename: "Jericho-Mauer" Israels Militär soll schon 2022 von Hamas-Plan gewusst haben

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"Eine eiskalte Überraschung" - so wird der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober zunächst genannt. Nun berichtet die "New York Times" von einem Dokument, das israelischen Behörden bereits seit 2022 vorliegen soll. Der Inhalt: Ein Angriffsplan der Hamas.

Hinweise auf einen geplanten Großangriff der islamistischen Hamas lagen Israel laut einem Bericht der "New York Times" mehr als ein Jahr vor dem 7. Oktober vor. Demnach gab es einen umfassenden Austausch israelischer Behörden zu einem 40 Seiten langen Dokument mit dem Codenamen "Jericho-Mauer", das einen Gefechtsplan der Hamas skizzierte. Dieser soll bis ins Detail dem Angriff geähnelt haben, den Hamas-Terroristen dann Anfang Oktober aus dem Gazastreifen heraus ausführten, berichtete die US-Zeitung.

Jener Entwurf soll demnach bereits "im vergangenen Jahr" - mehr als ein Jahr vor dem Angriff - in die Hände israelischer Behörden gelangt und dann in Militär- und Geheimdienstkreisen kursiert sein. Er sei letztlich aber von den Experten als zu anspruchsvoll und schwierig für die Hamas in der Ausführung abgetan worden.

Das Dokument, das der Zeitung nach eigenen Angaben übersetzt vorlag, habe zwar kein Datum für einen Angriff enthalten, aber einen genauen methodischen Überfall beschrieben, mit dem die Befestigungsanlagen um den Gazastreifen überwunden, israelische Ortschaften eingenommen und wichtige Militärstützpunkte, darunter eine Abteilungszentrale, gestürmt werden sollten. Vorgesehen waren laut dem Dokument Raketenbeschüsse zu Beginn, Drohnen, die die Überwachungskameras und Automatikgeschosse entlang der Grenze ausschalten, sowie Kämpfer, die in Massen mit Fallschirmen, Motorrädern oder zu Fuß nach Israel einfallen - ein Entwurf, dem die Hamas letztlich "mit erschreckender Präzision" folgte, wie die Zeitung schrieb.

Armeeoberst nahm Warnung vom Geheimdienst nicht ernst

Drei Monate vor dem tatsächlichen Angriff warnte laut von der "New York Times" gesichteten Mails eine Geheimdienst-Analystin der Decodierungs-Einheit, dass die Hamas ein Training absolviert habe, das dem "Jericho-Mauer"-Dokument sehr nahekomme. "Ich widerspreche entschieden, dass das Szenario imaginär ist", schrieb sie demzufolge einem Armeeoberst der Gaza-Einheit. "Es ist ein Plan, konzipiert, um einen Krieg anzufangen. Es ist nicht nur ein Überfall auf ein Dorf."

Doch der Militärkollege blieb bei der Einschätzung, dass die Hamas nicht imstande sei, einen solch umfassenden Plan tatsächlich auszuführen. "Kurz gesagt: Lass uns geduldig abwarten", hieß es demnach in seiner Antwort.

Untersuchungen werden eingeleitet

"Es gibt keinen Zweifel, dass der Angriff vom 7. Oktober ein Versagen unsererseits war. Natürlich war es ein Versagen", sagte Israels Regierungssprecherin Tal Heinrich in Bezug auf den Bericht dem US-Sender CNN. Israel werde das Geschehene genau untersuchen und daraus lernen.

Auf die Frage, inwiefern Israels Premier Benjamin Netanjahu von dem Angriffsszenario gewusst beziehungsweise die Dokumente gelesen habe, sagte Heinrich: "Wir werden Untersuchungen anstellen. Der Ministerpräsident hat auch darüber gesprochen. Wenn es an der Zeit ist, wird er mehr sagen."

Quelle: ntv.de, mes/dpa

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