"Mit einer Rakete ..." Johnson: Putin hat mir gedroht
30.01.2023, 08:16 Uhr
Wie viele ausländische Regierungschefs versuchte auch Boris Johnson noch Anfang 2022 einen Krieg zu verhindern.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Wer sagt die Wahrheit? Kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine versuchte der britische Premier Johnson noch, das Schlimmste zu verhindern. Dabei soll Russlands Präsident Putin laut Johnson mit militärischen Mitteln gedroht haben. Der Kreml weist dies allerdings weit von sich.
Der russische Präsident Wladimir Putin soll nach Angaben des britischen Ex-Premiers Boris Johnson kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs persönliche Drohungen gegen Johnson ausgesprochen haben. "Er hat mir irgendwann quasi gedroht und gesagt: 'Boris, ich will dir nicht weh tun, aber mit einer Rakete würde es nur eine Minute dauern' oder so ähnlich", erzählte Johnson in einer BBC-Dokumentation, die an diesem Montag ausgestrahlt werden soll. Der Kreml dementiert dies allerdings.
"Dem sehr entspannten Tonfall nach zu urteilen und der Gelassenheit, die er an den Tag zu legen schien, hat er wohl einfach mit meinen Versuchen gespielt, ihn zum Verhandeln zu bewegen", so Johnson weiter. Wie andere westliche Regierungschefs hatte der damalige Premierminister kurz vor der russischen Invasion in die Ukraine versucht, Putin von seinem Kurs abzubringen. In einem "sehr langen" Telefonat im Februar 2022 warnte Johnson, dass der Krieg eine "totale Katastrophe" sein würde. Dabei sollen die Äußerungen gefallen sein.
Johnson erklärte demnach Putin, dass eine Invasion in der Ukraine zu westlichen Sanktionen und mehr NATO-Truppen an Russlands Grenzen führen würde. Er versuchte auch, Russland von militärischen Aktionen abzuhalten, indem er Putin mitteilte, dass die Ukraine "in absehbarer Zeit" nicht der NATO beitreten werde. Der russische Präsident sei während des "höchst außergewöhnlichen Anrufs" "sehr vertraut" gewesen, so Johnson weiter.
Kreml: Entweder Missverständnis oder bewusste Lüge
Der Kreml dementiert allerdings Johnsons Angaben über angebliche Drohungen. "Das, was Herr Johnson gesagt hat, ist nicht wahr. Genauer gesagt, ist es eine Lüge", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Nach Angaben Moskaus ist der Satz mit der Rakete nie gefallen. Es handle sich entweder um eine bewusste Lüge, oder aber Johnson habe einfach nicht verstanden, worüber Putin mit ihm sprach, so Peskow.
Boris Johnson hatte schon früh die angegriffene Ukraine besucht und Kiew Unterstützung versprochen. Im Juli 2022 trat er auf Druck seiner Partei als Chef der Konservativen und Premier zurück. Auch nach seinem Rücktritt besuchte Johnson erst kürzlich den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und setzte sich für Waffenlieferungen ein.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa