Politik

"Geschäftsmodell durchbrechen" Johnson fordert Rückkehr von Migranten nach Frankreich

Trotz des Unglücks, bei dem 27 Menschen starben, versuchen weiterhin Menschen mit Booten von Frankreich nach Großbritannien überzusetzen.

Trotz des Unglücks, bei dem 27 Menschen starben, versuchen weiterhin Menschen mit Booten von Frankreich nach Großbritannien überzusetzen.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Der Tod von 27 Menschen im Ärmelkanal ist noch keine 48 Stunden her, da fordert der britische Premier Johnson die Rückführung aller Migranten nach Frankreich. Damit solle Schleusern das Geschäft verdorben werden. Die angespannte diplomatische Lage mit Frankreich beruhigt sich derweil.

Der britische Premierminister Boris Johnson hat die geregelte Rückkehr aller über den Ärmelkanal in Großbritannien ankommenden Migranten nach Frankreich gefordert. "Ich schlage vor, dass wir ein bilaterales Rückübernahmeabkommen aufsetzen", erklärte er in einem am gestrigen Donnerstag auf Twitter veröffentlichten Brief an Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die EU habe derartige Abkommen schließlich auch mit Ländern wie Belarus und Russland geschlossen.

"Diese Maßnahme würde sofort greifen und die Überfahrten erheblich reduzieren - wenn nicht sogar stoppen - und so Leben retten, indem das Geschäftsmodell der kriminellen Banden grundlegend durchbrochen wird", fügte Johnson hinzu.

Erneut wagen 70 Menschen die Überfahrt

Macron und Johnson hatten noch am Mittwochabend miteinander gesprochen, nachdem bei einem Unglück mit einem Flüchtlingsboot im Ärmelkanal mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen waren. Trotz des Unglücks versuchten in der Nacht zu Donnerstag erneut 70 Migranten die Überfahrt von Frankreich nach Großbritannien.

Die steigende Zahl der versuchten illegalen Überfahrten führt seit Monaten zu Spannungen zwischen Paris und London. Die britische Seite wirft Frankreich vor, nicht genug zu tun, um die Überfahrten zu verhindern. Johnson kritisierte zuletzt auch, dass Paris bislang unter Verweis auf die eigene Souveränität den Einsatz britischer Sicherheitskräfte in Frankreich ablehnt. Macron warnte Johnson nach dem Gespräch am Mittwochabend wiederum, "darauf zu verzichten, eine dramatische Lage zu politischen Zwecken zu instrumentalisieren".

Am Donnerstag schienen sich die diplomatischen Spannungen allerdings zunächst wieder gelegt zu haben. Sowohl London als auch Paris sprachen sich für eine bessere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene zur Eindämmung der Schleuser-Aktivitäten aus. Frankreich will die Überwachung seiner nördlichen Küsten verstärken. "Ich sage es ganz klar und deutlich, dass unsere Sicherheitskräfte Tag und Nacht mobilisiert sind", sagte der Präsident Emmanuel Macron am gestrigen Donnerstag während eines Besuchs in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Er versprach eine "maximale Mobilisierung" der französischen Streitkräfte, mit Reservisten und Drohnen, die die Küste überwachen. Macron erklärte Frankreich sei lediglich ein Transitland für viele Migranten, deswegen sei mehr europäische Zusammenarbeit nötig, um die illegale Einwanderung zu bekämpfen.

Nach Angaben der zuständigen französischen Präfektur versuchten seit Jahresbeginn 31.500 Flüchtlinge die gefährliche Überfahrt über den Ärmelkanal. Rund 7800 Menschen wurden aus Seenot gerettet. Insgesamt starben bei der Fahrt über den Ärmelkanal in diesem Jahr bislang mindestens 34 Menschen oder gelten als vermisst.

Quelle: ntv.de, als/AFP/rts

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