Politik

"Unausrottbare" Frankreich-Liebe Johnson redet U-Boot-Streit klein

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Frankreich muss sich keine Sorgen machen, sagt Boris Johnson.

(Foto: AP)

Im U-Boot-Streit fühlt sich Frankreich von Großbritannien übergangen. Premier Johnson versucht, die Lage zu beruhigen. Australien dagegen hat es nach Aussagen von Vize-Premierminister Joyce nicht nötig, den Franzosen irgendetwas zu beweisen.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat die Bedeutung des U-Boot-Streits mit Frankreich heruntergespielt. Das dem Streit zugrunde liegende neue Militärbündnis seines Landes mit Australien und den USA im Indopazifik "ist nichts, worüber sich irgendjemand Sorgen machen müsste, insbesondere nicht unsere französischen Freunde", sagte er auf dem Weg nach New York. Großbritanniens "Liebe zu Frankreich ist unausrottbar".

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Australien will lieber Atom-U-Boote mit Unterstützung der USA bauen.

(Foto: imago images/AAP)

Australiens Vize-Premierminister Barnaby Joyce verwies auf die Unterstützung, die sein Land Frankreich während des Ersten und Zweiten Weltkriegs geleistet habe. Zehntausende Australier seien "entweder auf französischem Boden gefallen oder beim Schutz des französischen Bodens vor seinen Nachbarländern". Australien habe es daher nicht nötig, Frankreich seine Zuneigung "zu beweisen".

Paris sagt Ministertreffen mit London ab

Die Regierung in Paris ist höchst erbost über die Ankündigung des neuen Indopazifik-Bundes. Infolgedessen sagte die französische Verteidigungsministerin Florence Parly sogar ein Treffen mit ihrem britischen Kollegen Ben Wallace ab. Die Begegnung sei "auf einen späteren Termin verschoben" worden, sagte der Co-Vorsitzende des Franco-British Council, Peter Ricketts, wie die BBC und die Zeitung "Guardian"berichteten. Parly sollte im Rahmen eines Treffens der Organisation nach London reisen, auch ranghohe Militärs sollten an den Beratungen der beiden größten Militärmächte Westeuropas teilnehmen.

Australien hatte in dem Zug ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft mit Frankreich platzen lassen und will stattdessen Atom-U-Boote mit Unterstützung der USA bauen. Zudem sieht auch Frankreich sich im Infopazifik als Großmacht und fühlt sich von der überraschenden Ankündigung des Dreierbündnisses überrumpelt.

"Das fünfte Rad am Wagen"

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In einem unter Verbündeten außergewöhnlichen Schritt hatte Paris am Freitag seine Botschafter aus Washington und Canberra zurückgerufen. Der Botschafter in Großbritannien sei hingegen nicht zurückbeordert worden, weil sich Frankreich des "konstanten Opportunismus" Großbritanniens bewusst sei, sagte der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian. London sei in der Angelegenheit "so etwas wie das fünfte Rad am Wagen."

Frankreich gehe mit seiner harschen Reaktion ein Risiko ein, warnte Bertrand Badie, Professor für internationale Beziehungen am Pariser Institut Sciences Po: "Die Botschafter werden auf ihre Posten zurückkehren müssen, insbesondere der in Washington", sagte er. Allerdings sei derzeit nicht absehbar, wie dies für Frankreich gesichtswahrend geschehen könnte. "Wenn man in eine Krise wie diese gerät, sollte man besser wissen, wo der Ausgang ist", sagte Badie. Australien, die USA und Großbritannien verweisen bei ihren Plänen auf chinesische Expansionsbestrebungen im Indopazifik. US-Präsident Joe Biden hat die Rivalität mit China zum Top-Thema seiner Außenpolitik erklärt. In den kommenden Tagen ist ein Krisengespräch mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron geplant.

Quelle: ntv.de, mba/AFP

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