Übergriff nach Cavusoglu-Rede Journalist berichtet über tätlichen Angriff
08.03.2017, 22:04 Uhr
Der Zeit-Journalist wurde eigenen Angaben zufolge auch mit kleinen Fahnen der türkischen Regierungsanhänger attackiert.
(Foto: REUTERS)
Bei seiner Rede in Hamburg attackiert der türkische Außenminister Deutschland scharf. Als ein deutscher Journalist in der Menge ein Protestschild hochhält, bleibt es offenbar nicht bei verbalen Angriffen.
Nach der Veranstaltung mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Dienstagabend in Hamburg ist ein Journalist der Wochenzeitung "Die Zeit" nach eigenen Angaben tätlich angegriffen worden. Ihm sei im Garten der Residenz des türkischen Konsulats die Brille vom Kopf geschlagen worden, berichtete der Redakteur Sebastian Kempkens auf "zeit.de".
Während der Veranstaltung hätten die Teilnehmer den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hochleben lassen, schilderte Kempkens. Manche hätten mit der rechten hochgereckten Hand den Wolfsgruß vollführt, das Zeichen türkischer Ultranationalisten. Grund für den Angriff war offenbar, dass Kempkens ein Blatt hochhielt, auf dem er Freiheit für den in der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel forderte. Zu dem oder den möglichen Tätern schrieb Kempkens nichts.
Der Hamburger Senat bat den türkischen Generalkonsul um "Unterstützung bei der Aufklärung des Vorfalls und um eine Stellungnahme". In einem Schreiben hieß es, die Meinungs- und Pressefreiheit sei ein Grundrecht, Einschüchterungen und körperliche Angriffe seien nicht hinzunehmen.
Tourismusminister sagt Rede in Kreuzberg ab
Unterdessen sagte der türkische Tourismusminister Nabi Avci nach Polizeiangaben einen für Mittwochabend in einem Festsaal in Berlin-Kreuzberg geplanten Auftritt ab. Deutsche Kommunalbehörden hatten in den vergangenen Tagen mehrere Veranstaltungen mit türkischen Regierungspolitikern kurzfristig abgesagt. Ankara reagierte darauf mit heftiger Kritik.
Die Politiker wollen vor der Volksabstimmung am 16. April in der Türkei bei den türkischen Wählern in Deutschland für die von Präsident Erdogan angestrebte Verfassungsänderung werben, mit der seine Machtbefugnisse deutlich gestärkt würden.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP