Verzerrtes Bild vom Krisengebiet KI-Schöpfung "All eyes on Rafah" trendet millionenfach
29.05.2024, 17:38 Uhr Artikel anhören
Der Slogan "All eyes on Rafah" stammt aus Äußerungen des WHO-Vertreters Rik Peeperkorn.
Ein Beitrag in den sozialen Medien, der die Aufmerksamkeit auf den anhaltenden Konflikt zwischen Israel und Gaza lenkt, wird millionenfach geteilt. Erstellt wurde der Beitrag mit einer KI, die die Begebenheiten in Rafah verzerrt. Auch die Motivation des Schöpfers ist zweifelhaft.
Ein mit Künstlicher Intelligenz geschaffenes Bild unter der Überschrift "All eyes on Rafah" ist binnen kurzer Zeit in sozialen Medien viral gegangen. Allein auf Instagram wurde das Bild, das offenbar Zeltlager von Geflüchteten in der Stadt im Süden des Gazastreifens zeigen soll, fast 40 Millionen mal geteilt. Ursprung der Kampagne soll ein Account in Malaysia sein.
Zahlreiche propalästinensische Nutzer teilten das KI-Bild, von proisraelischer Seite wurde es dagegen kritisiert. Auf X wurden unter #AllEyesOnRafah daher sowohl Bilder von Palästinensern geteilt, die bei dem israelischen Militäreinsatz in der Stadt getötet wurden, als auch Bilder von Opfern des Massakers der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober.
Der Slogan resultiert offenbar aus Äußerungen des Vertreters der Weltgesundheitsorganisation für die palästinensischen Gebiete, Rik Peeperkorn, der im Februar vor den Folgen einer israelischen Offensive in der mit Geflüchteten überfüllten Stadt gewarnt hatte. Die KI schafft hier allerdings ein Bild fernab der Realität, einschließlich geografischer Fehler. Zum einen ist eine nicht enden wollende Zeltstadt zu sehen. In Rafah stehen zwar Tausende Zelte, dem wird das Bild in der Anzahl und auch in seiner symmetrischen Anordnung nicht gerecht.
Zudem endet die Zeltstadt an einem schneebedeckten Gebirgszug. Das spiegelt nicht die geografischen Gegebenheiten wider. Der nächste Berg, auf dem gelegentlich Schnee liegt, wäre von Rafah aus gesehen, der Hermon in Syrien. Der Berg liegt aber Hunderte Kilometer entfernt von der an der ägyptischen Grenze liegenden Stadt im Gazastreifen.
Der oft geteilte Instagram-Post ist zudem das jüngste Beispiel für politischen Online-Aktivismus. Zweifelhaft ist allerdings die Motivation des Schöpfers. Das Bild lässt sich auf einen Instagram-Account zurückverfolgen, der in seinen Instagram-Stories bereits antisemitische Botschaften verbreitet hat. Auf einem Bild spricht er Israel die Existenz ab, auf einem anderen wird Netanjahu als Kindermörder und "Satanjahu" bezeichnet.
Nach einem verheerenden Luftangriff Israels am Sonntagabend mit etlichen Todesopfern in einem Flüchtlingslager hatte sich die internationale Kritik am israelischen Vorgehen in Rafah noch deutlich verschärft. Israel verortet in Rafah an der Grenze zu Ägypten die letzten verbleibenden Hamas-Bataillone im Gazastreifen und geht trotz internationaler Kritik seit Wochen gegen Ziele in der Stadt vor. Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte in der vergangenen Woche den sofortigen Stopp der israelischen Offensive in Rafah angeordnet.
Quelle: ntv.de, mba/dpa