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"Rafah-Angriff wird untersucht" Biden lehnt Abkehr von Israel-Politik ab

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Es gebe keine Hinweise darauf, dass Israel in Rafah vorgerückt sei, argumentiert der Sicherheitsberater von US-Präsident Biden.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass Israel in Rafah vorgerückt sei, argumentiert der Sicherheitsberater von US-Präsident Biden.

(Foto: picture alliance / Captital Pictures)

Die USA sehen die israelischen Vorstöße im Süden des Gazastreifens kritisch und verlangen von Israel Zurückhaltung. Auch nach dem Angriff auf ein Flüchtlingslager in Rafah mit vielen Toten sieht das Weiße Haus bislang keinen Grund zur Kurskorrektur.

US-Präsident Joe Biden hält nach dem israelischen Angriff nahe Rafah mit dutzenden Toten in einem Flüchtlingscamp nach Angaben aus Washington an seiner Nahost-Politik fest. Der tödliche Angriff sei "nichts, wovor wir die Augen verschließen", betonte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, vor Journalisten. Er habe jedoch nach diesem Angriff "keine Änderungen der Politik zu verkünden". Der Vorfall sei "gerade erst passiert" und werde von Israel untersucht. Das Ergebnis werde man abwarten.

Hinsichtlich Befürchtungen über eine erweiterte israelische Bodenoffensive in Rafah sagte Kirby, es gebe keine Hinweise darauf, dass die israelische Armee "in Rafah vorgerückt" sei. "Wir haben nicht gesehen, dass sie mit großen Einheiten, einer großen Anzahl von Truppen, in Kolonnen und Formationen in einer Art von koordiniertem Manöver gegen mehrere Ziele am Boden vorgehen."

Auch das US-Verteidigungsministerium stuft Israels militärisches Vorgehen in Rafah als "begrenzt" ein. Nach derzeitiger Pentagon-Einschätzung "ist das, was in Rafah passiert, was die israelische Armee tut, im Umfang begrenzt", sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh. Auch wenn es "Bewegungen innerhalb von Rafah" gebe, bedeute dies nicht, "dass sich Umfang und Ausmaß" des israelischen Militäreinsatzes geändert hätten, fügte sie mit Blick auf Berichte über vorrückende israelische Panzer ins Zentrum von Rafah hinzu.

Angriff mit der "kleinsten Bombe"

Zuvor hatte der Außenministeriumssprecher Matthew Miller erklärt, die vorläufige Untersuchung Israels zu dem Vorfall deute darauf hin, dass der Angriff mit der "kleinsten Bombe in ihrem Arsenal" ausgeführt worden sei. Singh sagte, die Regierung warte nun auf abschließende Ergebnisse der Untersuchung.

Verteidigungsminister Lloyd Austin habe "direkte und offene Gespräche" mit der israelischen Regierung geführt, US-Regierungsvertreter würden dies auch weiterhin tun. "Wir nehmen das, was am Wochenende passiert ist, sehr ernst. Wir haben alle die Bilder gesehen. Sie sind absolut entsetzlich", fügte Singh hinzu.

Erste Erkenntnisse: Explosion von Waffendepot?

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In der Nacht zum Montag war ein vom UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) betriebenes Flüchtlingslager in der Nähe von Rafah von einem israelischen Luftangriff getroffen worden. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden dabei 45 Menschen getötet und mehr als 240 weitere verletzt. International hatte der Vorfall Entsetzen ausgelöst. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem "tragischen Missgeschick". Die israelische Armee leitete eine Untersuchung ein.

Nach ersten Erkenntnissen der Armee-Ermittlung wurde der Brand nach dem israelischen Angriff durch eine weitere Explosion ausgelöst - und "nicht allein" infolge des Beschusses. "Unsere Munition allein hätte ein Feuer dieses Ausmaßes nicht auslösen können", sagte Armeesprecher Daniel Hagari vor Journalisten. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte es sich um ein Depot vor Ort gelagerter Waffen handeln, das explodiert sei. Israel verortet in Rafah an der Grenze zu Ägypten die letzten verbleibenden Hamas-Bataillone im Gazastreifen und bombardiert seit Wochen Ziele in der Stadt.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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