Abschirmdienst ermittelt KSK-Offizier soll Antisemit sein
07.08.2020, 16:47 Uhr
KSK-Soldaten bei einer Übung.
(Foto: picture alliance / Kay Nietfeld/)
Eine mit rechtsextremen Soldaten durchsetzte Kompanie des Kommandos Spezialkräfte ist bereits aufgelöst worden - doch damit scheinen noch nicht alle Probleme gelöst zu sein. Ein KSK-Offizier soll sich besonders antisemitisch geäußert haben. Nun wird gegen ihn ermittelt.
In der Affäre um rechtsextreme Tendenzen in der Bundeswehr-Elitetruppe Kommando Spezialkräfte (KSK) wird gegen einen weiteren Offizier ermittelt. Wie der "Spiegel" berichtet, habe dieser sich bei einem Einsatz in Afghanistan massiv abfällig über Juden geäußert. Der KSK-Ausbilder sei nach entsprechenden Hinweisen beurlaubt und ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden.
Dem Bericht zufolge soll der Offizier bei einer Besprechung gesagt haben, die Lage am Hindukusch sei ja "wie der Holocaust". Als es später um eine Milchpreiserhöhung in dem Bürgerkriegsland gegangen sei, habe der KSK-Ausbilder gefragt, welche "Judensau" das denn wohl organisiert habe. Nach den Hinweisen wurde der Oberstleutnant zunächst beurlaubt.
Vorwürfe gibt es dem Bericht zufolge auch gegen einen Ermittler des Militärischen Abschirmdienstes (MAD). Dieser sei eilig aus gemeinsamen Auswertungsrunden mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz abgezogen worden, nachdem er sich dort politisch zweifelhaft geäußert habe. Der Mann werde nun auf eine rechtsextreme Gesinnung hin überprüft.
638 rechtsextreme Verdachtsfälle
Eine Bestätigung für die Berichte gab es nicht. Laut "Spiegel" verwies das Verteidigungsministerium auf den Persönlichkeitsschutz. Zudem würden Ermittlungen gegen einzelne Soldaten generell nicht öffentlich kommentiert. Wegen Rechtsextremismus-Vorwürfen gegen KSK-Soldaten hatte Verteidigungsministerin und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer kürzlich einen Maßnahmenplan vorgelegt. Eine KSK-Kompanie wurde aufgelöst.
Dem "Spiegel" zufolge plant die Bundeswehr unterdessen eine sozialwissenschaftliche Studie zum Thema politischer Extremismus in der Bundeswehr. Beauftragt worden sei das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Ergebnisse sollen demnach im kommenden Jahr veröffentlicht werden. Zuletzt gab es dem Bericht zufolge vor 13 Jahren eine derartige Untersuchung.
Nach "Spiegel"-Informationen prüft der MAD zurzeit 638 rechtsextreme Verdachtsfälle bei der Bundeswehr. Von den bis zu 25.000 Rekruten, die jedes Jahr bei der Bundeswehr anfangen, wurden in den vergangenen drei Jahren 38 Rekruten bei Sicherheitsüberprüfungen wegen rechtsextremistischer Einstellungen aussortiert. 78 Bewerber wurden in den vergangenen neun Monaten schon im Bewerbungsprozess ausgeschlossen.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP