Ankündigung von "Säuberungen" Kadyrow: Mariupols Rathaus ist in tschetschenischer Hand
24.03.2022, 21:17 Uhr
Schon 2016 ist das Rathaus schwer beschädigt worden.
(Foto: picture alliance / MAXPPP)
Das Rathaus in Mariupol steht angeblich unter der Kontrolle tschetschenischer Kämpfer. So behauptet es zumindest der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow und veröffentlicht ein entsprechendes Video. Die südukrainische Hafenstadt ist seit Wochen eingekesselt.
Tschetschenische Kämpfer haben nach Angaben von Machthaber Ramsan Kadyrow die Kontrolle über das Rathaus der seit Wochen eingekesselten südukrainischen Hafenstadt Mariupol übernommen und ihre Flagge über dem Gebäude gehisst. Im Messengerdienst Telegram veröffentlichte Kadyrow ein Video, das ein Telefonat des russischen Abgeordneten Adam Delimchanow mit den "tapferen" tschetschenischen Kämpfern zeigen soll. Er kündigte zudem "Säuberungen" in Mariupol an.
"Die Jungs geben per Funk durch, dass sie das Gebäude der Behörden von Mariupol befreit und unsere Flagge darauf gehisst haben", erklärte Kadyrow zu dem Video. Weiter schrieb er, "noch lebende" ukrainische "Banditen" hätten ihre "Positionen verlassen" und seien "geflohen".
"Weitere Einheiten rücken parallel durch die Stadt vor und säubern sie von dem Asow-Dreck", fügte er mit Blick auf die nationalistische ukrainische Asow-Brigade hinzu. "So Gott will, wird Mariupol bald vollständig gesäubert sein."
"Neue Phase des Terrors"
Mariupol ist seit Wochen von russischen Truppen belagert. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind fast 100.000 Menschen in der Stadt von jeglicher Versorgung mit Wasser, Essen und Strom abgeschnitten. Das ukrainische Außenministerium schrieb bei Twitter, die russische Armee habe eine "neue Phase des Terrors gegen Mariupol" gestartet und etwa 6000 Menschen in russische Lager verschleppt.
Kadyrow hatte Anfang März erklärt, im Zuge der russischen Ukraine-Offensive seien zwei Tschetschenen getötet und sechs weitere verletzt worden. Seit Beginn des Konflikts am 24. Februar veröffentlichte er mehrere Videos tschetschenischer Kämpfer in der Ukraine.
Der Wahrheitsgehalt von Kadyrows Mitteilung ist ungeklärt. Von ukrainischer Seite gibt es bislang nichts darüber, dass es zum Umsturz in Mariupol gekommen ist. Der tschetschenische Machthaber ist bereits zuvor häufig wegen großspuriger Aussagen aufgefallen. Auch der Lüge ist er bereits überführt worden: Vor knapp zwei Wochen hatte er behauptet, sich in der Nähe von Kiew aufzuhalten. Ukrainische Medien hatten ihrerseits jedoch aufgedeckt, dass ein Video von ihm in Tschetschenien aufgenommen worden sein soll.
Quelle: ntv.de, ara/AFP