Bei Luftangriff auf Sewastopol Kiew: Kommandeur der russischen Schwarzmeer-Flotte getötet
25.09.2023, 13:58 Uhr Artikel anhören
Das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte wurde bei dem Angriff schwer beschädigt.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Am Freitag überzieht die Ukraine das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte mit einem schweren Luftangriff. Moskau vermeldet anschließend lediglich einen Vermissten. Ukrainische Spezialkräfte sprechen dagegen von 34 toten russischen Offizieren.
Die ukrainische Armee vermeldet den Tod des Kommandeurs der russischen Schwarzmeerflotte, Admiral Wiktor Sokolow. Demnach kam der Vizeadmiral am 22. September bei dem ukrainischen Luftangriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol ums Leben. Insgesamt starben ukrainischen Angaben zufolge bei der Attacke 34 russische Offiziere. "Weitere 105 Insassen wurden verwundet", schreiben die Spezialeinsatzkräfte der ukrainischen Armee auf Telegram. "Das Gebäude des Hauptquartiers kann nicht wiederhergestellt werden."
Das ukrainische Militär hatte die größte Stadt der von Russland annektierten Krim am Freitag mit einem kombinierten Angriff von Drohnen und Marschflugkörpern überzogen. Schon kurz darauf gab es Gerüchte, wonach sich zum Zeitpunkt der Attacke viele hochrangige russische Offiziere im Hauptquartier der Schwarzmeerflotte befanden. Am Samstag erklärte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR), Kyrylo Budanow, dass auch der Vize-Kommandeur des südlichen Militärbezirks, Generaloberst Alexander Romanchuk, anwesend gewesen sei und sich nun in einem "sehr ernsten Zustand" befinde. Auch der Kommandeur einer Einheit der Küstenstreitkräfte der Nordflotte, Generalleutnant Oleg Tsekow, sei nach dem Angriff nicht bei Bewusstsein, sagt Budanow in einem Interview mit dem US-Sender "Voice of America". Den Tod von Sokolow wollte er am Samstag nicht kommentieren.
Der US-Militärexperte Rob Lee erklärte daraufhin auf X, ehemals Twitter, dass Romanchuk für die russischen Streitkräfte in Saporischschja zuständig ist, wo der Hauptstoß der ukrainischen Gegenoffensive stattfindet. "Dies deutet darauf hin, dass es sich nicht nur um einen Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte handelte, sondern dass der Angriff zeitlich so abgestimmt war, dass er auf wichtige hochrangige Führungskräfte während eines Treffens abzielte."
Russland: Nur ein Vermisster
Die Ukraine hatte das Hauptquartier in Sewastopol am Freitag angegriffen. Nach Angaben der Behörden der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel brach durch den Raketenangriff ein Feuer aus. Die ukrainische Armee sprach von einem "erfolgreichen Angriff". Das russische Militär meldete zunächst einen Toten, korrigierte diese Angaben aber später und sprach nur noch von einem Vermissten.
Die ukrainische Armee nutzte bei dem Angriff nach eigenen Angaben Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow. Zudem sei der Angriff mithilfe von "russischen Bewohnern der Krim" durchgeführt worden, die die Ukraine mit Informationen versorgt hätten, sagte ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe. Die russische Schwarzmeerflotte ist im Hafen von Sewastopol stationiert. Dort befindet sich eines der russischen Kommandozentren für Moskaus Krieg gegen die Ukraine. Von dort werden die russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine versorgt und Raketenangriffe ausgeführt.
Die Ukraine hat in den vergangenen Wochen ihre Angriffe auf militärische Objekte auf der Krim verstärkt. So wurden in der ersten Septemberhälfte ein U-Boot und ein Landungsschiff in einer Kriegswerft von Sewastopol schwer beschädigt. Kurz darauf meldeten die ukrainischen Behörden die Zerstörung eines hochmodernen Flugabwehrsystems auf der Krim. In der Nacht zum Donnerstag dann folgte ein schwerer Angriff auf den Militärflughafen Saki.
Quelle: ntv.de, chr/AFP