Politik

Beförderung für Ex-Botschafter Kiew ernennt Melnyk zum Vize-Außenminister

"Ich glaube, es ist mir gelungen, die Deutschen für das Thema Ukraine zu interessieren", sagte Melnyk kurz vor seinem Abschied aus Berlin.

"Ich glaube, es ist mir gelungen, die Deutschen für das Thema Ukraine zu interessieren", sagte Melnyk kurz vor seinem Abschied aus Berlin.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wirbt Botschafter Andrij Melnyk in Berlin mit Nachdruck um Hilfe für sein Land. Dabei vergreift er sich auch manchmal in der Wortwahl. In Kiew bekleidet der Diplomat fortan den Posten des stellvertretenden Außenministers.

Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, ist zum Vize-Außenminister ernannt worden. Diese Entscheidung habe das Ministerkabinett in Kiew getroffen, meldeten ukrainische Medien unter Berufung auf den Vertreter der Regierung im Parlament, Taras Melnytschuk.

Auf Anfrage bestätigte Melnyk die Ernennung. Er dankte Präsident Wolodymyr Selenskyj, Außenminister Dmytro Kuleba und der gesamten ukrainischen Regierung für das Vertrauen. "Es ist eine große Ehre und enorme Verantwortung, nach über 25 Jahren meiner Arbeit im diplomatischen Dienst, meiner Heimat in dieser neuen, ganz wichtigen Funktion zu dienen." Er freue sich "riesig" auf die neue Aufgabe.

Melnyk war im Januar 2015 Botschafter in Deutschland geworden und hat sich hier mit einer für einen Diplomaten ungewöhnlich harten Gangart gegen die deutsche Staatsführung einen Namen gemacht. In den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wurde er zu einem der häufigsten Gäste in deutschen Talkshows. Unablässig forderte Melnyk Kampfpanzer und Luftabwehrgeschütze und warf der Bundesregierung Zögerlichkeit vor.

"Ich glaube, es ist mir gelungen, die Deutschen für das Thema Ukraine zu interessieren, dafür zu sorgen, dass man die Ukraine hier wirklich erkennt und versteht", sagte Melnyk kurz vor seinem Abschied aus Berlin.

Für Kritik sorgte Melnyk während seiner Amtszeit, als er in einem Interview den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera als ukrainischen "Freiheitskämpfer" bezeichnete und dessen Verantwortung für Massaker an Juden und Polen im Zweiten Weltkrieg verneinte. Gegenüber dem "Spiegel" räumte er später ein: "Sie haben recht - die Person Bandera müsste neu beleuchtet werden".

Negativ im Gedächtnis blieb auch, als Melnyk Bundeskanzler Olaf Scholz als "beleidigte Leberwurst" bezeichnete, weil dieser sich nach der Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zunächst geweigert hatte, nach Kiew zu reisen. Melnyk kehrte Mitte Oktober nach Kiew zurück. Auch nach seinem Abtritt kommentierte er weiter über Twitter die deutsche Politik. Melnyks Nachfolger auf dem Botschafterposten in Berlin ist Oleksii Makeiev.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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