"Jeder Vierte ohne Strom" Melnyk grüßt Scholz bei minus 5 Grad
18.11.2022, 13:25 Uhr
Ein Kind betrachtet eine Ausstellung von zerstörten russischen Panzern und gepanzerten Fahrzeugen nach Schneefall.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Frostige Grüße, aber keine Liebesgrüße schickt Ex-Botschafter Melnyk dem deutschen Bundeskanzler aus Kiew. Es geht um Schneefall, um frostige Temperaturen. Melnyk erklärt, was Blackouts für Ukrainer bedeuten - und wie Putins Strategie vor dem ersten vollen Kriegswinter für die Ukrainer aussieht.
Um den Ernst der Lage für Ukrainer angesichts Schneefall in Kiew und russischen Raketenoffensiven zu untermauern, schickt Ex-Botschafter Andrij Melnyk frostige Grüße aus Kiew. Diese richtet der mittlerweile im Außenministerium der Ukraine tätige Politiker direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz. "Morgen, Herr @Bundeskanzler aus Kyjiw", twittert er mit einem Selfie, das ihn vor einer verschneiten Parkbank zeigt. "Es ist Minus 5 Grad." Jeder vierte seiner Landsleute, 10 Millionen Ukrainer, blieben ohne Strom und Wasser. "Wollen Sie nicht, Herrn Putin ein Ultimatum zu stellen, dass er seinen Raketenterror stoppt? Oder warten Sie, bis es zu spät ist und alle erfrieren?"
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt die verheerende Versorgungssituation geschildert. "Im Moment sind mehr als zehn Millionen Ukrainer ohne Strom", sagte er in seiner täglichen Videobotschaft. Als besonders von Stromausfällen betroffen bezeichnete er die Regionen Odessa, Kiew, Winnyzja und Sumy.
Blackouts treffen Zivilbevölkerung
Während die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in Europa vor allem horrende Preissteigerungen etwa bei Gas bedeuten, hat er den Ukrainern, was die Versorgung angeht, seit Wochen bereits zahlreiche Blackouts beschert. Denn die Russen hatten zivile Ziele wie Umspannwerke attackiert.
Melnyk erklärt die russische Strategie, die nach seiner Ansicht dahinter steckt, mit einem Vergleich in einem weiteren Tweet. "Die Menschen in Deutschland haben immer noch Angst vor allem vor einem Atomschlag Russlands", schreibt er. "Aber dass Putin systematisch, fast unbemerkt alltäglich das Nervensystem der Ukraine - unsere Energie-Infrastruktur - zynisch mit Raketen vernichtet, verdient kaum Beachtung & Reaktion", so Melnyk.
Dazu teilt er einen Beitrag des Verteidigungsministeriums seines Landes, das Chirurgen in einer kardiologischen Klinik bei einer Operation während eines Blackouts zeigt.
Quelle: ntv.de, mpe