Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Kiew wieder unter Raketenbeschuss - Selenskyj: Russland als Terror-Unterstützer einstufen

Rauchwolken im Umland von Kiew. Die Region wurde Ziel mehrerer Raketenangriffe.

Rauchwolken im Umland von Kiew. Die Region wurde Ziel mehrerer Raketenangriffe.

(Foto: AP)

Im Großraum Kiew ertönt wieder Luftalarm: Mindestens zehn russische Raketen schlagen rund um die ukrainische Hauptstadt ein. Während Russland laut Präsident Selenskyj "eine Reihe strategisch sinnloser und brutaler Angriffe" im Donbass durchführt, nimmt die Gegenoffensive in Cherson langsam Fahrt auf. Die Kriegsnacht im Überblick.

Raketen in Kiew und Umgebung

Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind nach Angaben des Gouverneurs fünfzehn Menschen verletzt worden. Raketen schlugen in Militäreinrichtungen am Rande der Großstadt Kiew ein, sagt Oleksiy Kuleba, Gouverneur der Region, bei Telegram. In der Hauptstadt war allein in der ersten Tageshälfte viermal Luftalarm ausgelöst worden. Mehr als zehn russische Raketen schlugen auch in der Region Tschernihiw nordöstlich von Kiew ein, wie der dortige Gouverneur dem ukrainischen Fernsehen mitteilt. Wie Kiew ist auch Tschernihiw seit Wochen nicht mehr angegriffen worden.

Russland setzt "strategisch sinnlose Angriffe" im Donbass fort

Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe Russland "eine Reihe strategisch sinnloser und brutaler Angriffe" auf den Donbass fortgesetzt. Generalstabsvertreter Gromow zufolge versuchten die russischen Streitkräfte weiterhin, in der Nähe von Siwersk und Bachmut im ostukrainischen Donbass vorzudringen. In der besetzten Region Cherson im Süden des Landes hätten die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen zwei Wochen drei Dörfer von den Russen zurückerobert, fügte er hinzu.

London: Ukrainische Gegenoffensive in Cherson nimmt Fahrt auf

Die ukrainische Gegenoffensive im Gebiet Cherson im Süden des Landes nimmt nach britischer Einschätzung Fahrt auf. "Ihre Streitkräfte haben höchstwahrscheinlich einen Brückenkopf südlich des Flusses Inhulez errichtet, der die nördliche Grenze des von Russland besetzten Cherson bildet", teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Der Inhulez ist ein Nebenfluss des Stroms Dnipro.

Selenskyj: Russland als Terror-Unterstützer einstufen

Selenskyj forderte die Welt dazu auf, Russland klar als staatlichen Unterstützer von Terrorismus zu benennen. Niemand auf der Welt investiere mehr in Terrorismus als Russland, sagte er in einer Videobotschaft in der Nacht zu Freitag. Dies erfordere eine "rechtliche Antwort auf globaler Ebene": Russland solle als "staatlicher Sponsor des Terrorismus" anerkannt werden. In den USA haben US-Senatoren bereits eine entsprechende Resolution auf den Weg gebracht. Die Entscheidung darüber liegt aber beim US-Außenministerium, das auch die offizielle Liste der Terrorismus unterstützenden Staaten führt. Sie umfasst derzeit die Länder Syrien, Iran, Kuba und Nordkorea. Sie werden von den USA mit strikten Sanktionen belegt. Selenskyj berichtete in seiner Ansprache weiterhin von einem Treffen mit dem Stab des Obersten Befehlshabers der ukrainischen Streitkräfte. Dabei sei unter anderem um die Bereitstellung von Waffen sowie die Umsetzung des Verteidigungsplans der Ukraine gegangen.

Ukraine feiert Tag der Staatlichkeit

Die Ukraine hatte am Donnerstag erstmals den Tag der Staatlichkeit des Landes gefeiert. "Ich war glücklich zu sehen, wie viele Menschen sich diesen Feiertag zu Herzen genommen und zu ihm gratuliert haben, gelächelt haben und stolz auf die Ukraine waren", sagte Selenskyj am Abend. Mit dem neuen Feiertag, der neben dem Tag der Unabhängigkeit am 24. August begangen wird und von Selenskyj im vergangenen Jahr ausgerufen worden war, tritt die Ukraine auch russischen Behauptungen entgegen, sie sei gar kein richtiger Staat, sondern ein künstliches Gebilde.

Beschäftigter Lawrow würde mit US-Seite über Gefangenenaustausch sprechen

Russlands Außenminister Sergej Lawrow will ein Gespräch mit seinem US-Kollegen Antony Blinken führen, sobald er Zeit dafür hat. Derzeit habe er einen vollen Terminkalender mit internationalen Kontakten, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Agentur Tass zufolge. Lawrow werde der Bitte um ein Gespräch nachkommen, "wenn es die Zeit erlaubt". Blinken hatte am Mittwoch mitgeteilt, bei einem Telefonat "in den kommenden Tagen" mit Lawrow solle es um die Freilassung der in Moskau inhaftierten US-Basketballerin Brittney Griner und ihres Landsmanns Paul Whelan gehen. Griner muss sich derzeit wegen eines Drogendelikts vor einem russischen Gericht verantworten. Whelan ist wegen Spionage im Juni 2020 zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Nach russischen Angaben konnten sich die beiden Seiten bislang nicht auf einen Gefangenenaustausch einigen.

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OSZE-Länder überprüfen"Moskauer Mechanismus"

Experten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sollen nach US-Angaben die Menschenrechtslage in Russland überprüfen. Dies sei eine Reaktion auf die jüngsten Maßnahmen Russlands zur Einschränkung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie auf Berichte über Folterungen von in Russland inhaftierten Personen, sagte Ned Price, Sprecher des US-Außenministeriums, in einer Erklärung. Die Überprüfung sei durch die Anwendung des "Moskauer Mechanismus" der Organisation ausgelöst worden. Die Sachverständigengruppe werde ihren Bericht im September der Öffentlichkeit vorlegen.

Das wird heute wichtig:

  • Bundesaußenministerin Annalena Baerbock führt Gespräche in Istanbul, wo eine Unterredung mit Außenminister Mevlüt Cavusoglu vorgesehen ist. Wichtiges Thema der Gespräche dürfte auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die Flüchtlingspolitik sein.
  • Nach dem Abkommen zwischen Kiew und Moskau sollen Schiffe mit Getreide an Bord laut UN-Angaben schon bald die ukrainischen Gewässer verlassen. Es lägen einige schon beladene Frachter in den Häfen am Schwarzen Meer zur Abfahrt bereit, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths. Vor einer Woche hatten die Ukraine und Russland mit den Vereinten Nationen und der Türkei das Abkommen unterzeichnet, um von drei Schwarzmeerhäfen aus Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen.
  • CDU-Chef Friedrich Merz trifft sich in Litauen mit Ministerpräsidentin Ingrida Simonyte. Er wird auch den Militärstützpunkt Rukla besuchen, an dem die Bundeswehr eine NATO-Einheit anführt.

Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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