Politik

Vermittelte ein Dritter den Kontakt? Kirchen-Attentäter kannten sich kaum

Abdel Malik P. und Adel K. traten vier Tage vor dem Anschlag auf eine Kirche bei Rouen erstmals in Kontakt.

Abdel Malik P. und Adel K. traten vier Tage vor dem Anschlag auf eine Kirche bei Rouen erstmals in Kontakt.

(Foto: Amaq News Agency)

Nach dem Attentat auf eine Kirche nahe Rouen mehren sich die Hinweise auf einen dritten Verdächtigen - eine Person, die den Kontakt zwischen den beiden Islamisten herstellte. Denn kennengelernt haben sich die Attentäter erst kurz vor dem Anschlag.

Die beiden Attentäter, die in einer französischen Kirche bei Rouen einen 85-jährigen Priester ermordet haben, sind laut Medienberichten erst kurz vor dem Anschlag miteinander in Kontakt getreten. Die Auswertung ihrer Telefone habe ergeben, dass sie erstmals am 22. Juli über den Kurzmitteilungsdienst Telegram kommuniziert hätten, berichtete die französische Zeitung "Le Figaro" unter Berufung auf "eine informierte Quelle". Nur vier Tage später stürmten sie die Kirche, töteten den Priester und verletzten einen Gottesdienstbesucher schwer. Auch die Zeitung "Le Parisien" hatte das Datum genannt und sich auf Ermittlungsergebnisse berufen.

Telegram ist ein Messenger für Smartphones, mit dem eine verschlüsselte Kommunikation möglich ist. Er wird vor allem wegen seiner Anonymität geschätzt. Die beiden 19 Jahre alten Islamisten lebten mehr als 600 Kilometer voneinander entfernt: Adel K. wohnte im Ort, Abdel-Malik P. in Aix-les-Bains östlich von Lyon. Schon einen Tag nach dem Erstkontakt sei letzterer zu K. nach Saint-Étienne-du-Rouvray gereist, berichtete "Le Figaro" weiter. Den Berichten zufolge versuchen die Ermittler nun zu klären, ob irgendjemand den Kontakt zwischen den beiden 19-jährigen Islamisten hergestellt hat.

Derweil ist am Sonntag der Cousin eines der beiden Attentäter festgenommen worden. Der aus Nancy stammende 30-Jährige soll von den Plänen von Abdel Malik P. gewusst haben, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit. Die Auswertung von Daten auf seinem Computer und seinem Telefon habe gezeigt, dass er "mehr wusste, als er den Ermittlern sagte", sagte ein Ermittler. Gegen ihn wird nun ebenso ermittelt wie gegen einen 20-Jährigen, der im Juni vergeblich versucht hatte, gemeinsam mit P. in die Türkei einzureisen.

Rund 2000 Menschen bei Gedenkgottesdienst

Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft hatten beide Attentäter zu verschiedenen Zeitpunkten ohne Erfolg versucht, nach Syrien zu reisen. Sie waren den Behörden bereits seit längerem als Islamisten bekannt und wurden überwacht. Dennoch blieben ihre Planungen für den Anschlag unentdeckt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag in der vergangenen Woche für sich reklamiert.

Am Sonntag hatten rund 2000 Menschen in der Kathedrale von Rouen des ermordeten Geistlichen gedacht. Auch rund einhundert Muslime folgten dem Aufruf des Französischen Rats der Muslime (CFCM), zu dem Trauergottesdienst für den 85-jährigen Jacques Hamel zu kommen. Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, sagte, mit ihrer Teilnahme bekräftigten die Muslime, dass sie Gewalt im Namen Gottes ablehnten.

Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP

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