Politik

"Ich fühlte mich missbraucht" Klimaaktivist spricht über Konfrontation mit Greta Thunberg

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Erjan Dam (grüne Jacke) mit Greta Thunberg auf der Bühne.

Erjan Dam (grüne Jacke) mit Greta Thunberg auf der Bühne.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Am Wochenende ergreift Greta Thunberg bei einer Klima-Kundgebung in Amsterdam erneut Partei für die Palästinenser. Daraufhin entert ein Aktivist die Bühne und fällt der 20-Jährigen ins Wort. Nun spricht der Pensionär erstmals über den Vorfall.

Der niederländische Klimaaktivist, der Greta Thunberg auf einer Kundgebung in Amsterdam nach deren erneut klarer Parteinahme für Palästina im Gaza-Krieg Kontra gab, warnt vor einer Spaltung der Klimaschutzbewegung. "Wenn Greta Thunberg oder andere führende Aktivisten ständig über die Palästina-Frage sprechen, sorgt das für Uneinigkeit", sagte Erjan Dam dem "Spiegel" in einem am Abend veröffentlichten Interview. "Menschen, die anderer Meinung sind, werden von solchen Reden abgestoßen. Das schadet der Sache", sagte Dam weiter und forderte: "Die Klimaschutzbewegung sollte sich auf ihr Kernthema konzentrieren: den Klimaschutz." Er jedenfalls sei enttäuscht: "Ich fühlte mich missbraucht - und viele andere Teilnehmer auch."

Dam, ein pensionierter Physiotherapeut, der sich laut "Spiegel" seit Jahren für den Natur- und Gewässerschutz einsetzt, war am Sonntag vor laufenden Kameras auf die Bühne gesprungen und hatte ins Mikrofon gerufen: "Ich bin für eine Klimademonstration hierher gekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören." Thunberg rief die Teilnehmer daraufhin auf, Ruhe zu bewahren und skandierte dann mehrfach: "Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit." Sie spielte damit offenkundig auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an. Nach einer ähnlichen Aktion im vergangenen Monat war Thunberg bereits dafür kritisiert worden, dass sie die israelischen Opfer des Massakers der Hamas vom 7. Oktober mit rund 1200 Toten nicht gesondert erwähnt hatte.

"Dabei waren wir doch gekommen, um für den Klimaschutz zu protestieren"

Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang warf Thunberg nach der Kundgebung in Amsterdam vor, die Gräueltaten der Hamas nicht zu verurteilen. "Ich muss sagen, ich finde diese Äußerungen absolut nicht nur bedrückend, sondern absolut unanständig", sagte die Politikerin in Berlin. "Greta Thunberg missbraucht an dieser Stelle das absolut notwendige und richtige Anliegen des Klimaschutzes für eine einseitige Position zum Israel-Palästina-Konflikt." Man könne beinahe sagen, dass sie "am Ende Täter und Opfer vertauscht" und dass Thunberg "das Existenzrecht Israels zur Seite wischt".

An der Klimademonstration beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 85.000 Menschen; sie war damit die bisher größte derartige Demo in den Niederlanden. Dam sagte in dem Interview weiter, er habe Thunberg immer bewundert. "Aber wenn sie jetzt ständig über Palästina statt Klimaschutz spricht, tut das der Klimaschutzbewegung nicht gut." Wie viele andere sei er "extra für diese Demonstration nach Amsterdam gereist". Aber bei dem Protest sei es kaum um den Klimaschutz oder die Umwelt gegangen, "sondern hauptsächlich um das Palästina-Problem".

Ständig hätten Redner auf dem Podium über den Nahen Osten gesprochen; manche hätten die Stimmung gegen Israel angeheizt. "Dabei waren wir doch gekommen, um für den Klimaschutz zu protestieren." Viele Zuhörer seien so enttäuscht gewesen, dass sie weggegangen seien. Irgendwann sei er auf das Podium gestiegen, um zu sagen, "dass es hier um Klimaschutz geht und nicht um Nahost".

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen