Politik

"Bedrückend und unanständig" Grünen-Chefin Lang geht Thunberg scharf an

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
Palästina-Aktivistin Sara Rachdan spricht auf der Amsterdamer Klima-Demo. Thunberg hört zu.

Palästina-Aktivistin Sara Rachdan spricht auf der Amsterdamer Klima-Demo. Thunberg hört zu.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Auf einer Klima-Demo in Amsterdam kapert eine Aktivistin die Bühne und wirft Israels Militär Völkermord vor. Fridays-for-Future-Aushängeschild Thunberg lässt sie gewähren. Für Grünen-Chefin Lang eine Enttäuschung. Die Schwedin könne nicht länger das Gesicht der Klimabewegung sein.

Nach der Empörung über die Rede einer Palästina-Aktivistin auf einer Klimaschutzkundgebung in Amsterdam sind die Organisatoren der Demonstration auf Distanz gegangen. Die Frau habe am gestrigen Sonntag ohne Absprache das Mikrofon ergriffen, sagte ein Sprecher. Die Aktivistin hatte auf der Bühne von der schwedischen Klimaschützerin Greta Thunberg das Mikrofon übernommen und gerufen, dass Israels Militär im Gazastreifen Völkermord begehe. Zahlreiche Menschen hatten empört reagiert. Mit scharfen Worten in Richtung Thunberg reagierte auch Grünen-Chefin Ricarda Lang.

Gut 85.000 Menschen hatten sich nach Angaben der Polizei an dem Klimamarsch beteiligt. Damit war es die größte Klimademonstration, die es je in den Niederlanden gab. Thunberg gehörte zu den offiziellen Rednern und hatte vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs ebenfalls Partei für die Palästinenser ergriffen.

"Ich muss sagen, ich finde diese Äußerungen absolut nicht nur bedrückend, sondern absolut unanständig", sagte Grünen-Vorsitzende Lang. "Greta Thunberg missbraucht an dieser Stelle das absolut notwendige und richtige Anliegen des Klimaschutzes für eine einseitige Position zum Israel-Palästina-Konflikt." Lang warf Thunberg vor, die Täter nicht zu benennen und die Gräueltaten der Hamas nicht zu verurteilen. Man könne beinahe sagen, dass sie "am Ende Täter und Opfer vertauscht" und dass Thunberg "das Existenzrecht Israels zur Seite wischt".

Auf eine Frage nach wiederholten Wortmeldungen Thunbergs zum Thema bekräftigte Lang: "Tatsächlich hat sie sich als Gesicht der Klimabewegung durch diese Aussagen diskreditiert. Ich glaube, das ist klar." Jugend- und Klimabewegungen müssten nicht zu jedem Thema immer Position beziehen. "Aber es muss eine Klarheit über grundlegende Werte geben. Und zu diesen grundlegenden Werten gehört auch der Schutz von Jüdinnen und Juden."

Die Aktivistin Sara Rachdan bestätigte derweil auf Instagram, dass sie nicht als Rednerin eingeladen war. Weiter erklärte sie, sie habe Thunberg zuvor auch nicht gekannt. Über eine andere Rednerin bekam sie demnach Zugang zum Podium und auch zum Mikrofon - was aber die Organisatoren zunächst beendeten. Dann aber gab Thunberg ihr Gelegenheit, über die Lage im Gazastreifen zu reden, in dem seit gut einem Monat israelische Truppen die islamistische Terrororganisation Hamas bekämpfen.

Mehr zum Thema

Rachdan promoviert zurzeit an der medizinischen Fakultät in Amsterdam. In Online-Medien hatte sie zuletzt zu Protesten gegen Israel aufgerufen. Nur zwei Tage nach dem Massaker an Bürgern Israels durch die Hamas sagte sie auf Instagram: "Es geht nicht um Hamas, es geht um den palästinensischen Widerstand. Endlich gehen die Palästinenser gegen die Besatzung vor." Und mehrfach vergleicht sie auch die Gewalt von Israel mit dem Holocaust, der Ermordung von Millionen europäischer Juden durch deutsche Nationalsozialisten.

Thunberg hatte bei der per Livestream übertragenen Kundgebung in Amsterdam gesagt, die Klimaschutzbewegung habe die Pflicht, "auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und die für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen". Auch skandierte sie mehrfach: "No climate justice on occupied land." ("Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit.") Sie spielte damit offenkundig auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an. Bei der Veranstaltung trug sie ein traditionelles schwarz-weißes Palästinensertuch um den Hals.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen