Streit um Hospitalisierungsrate Kliniken zeigen bei Datenlücken auf Lauterbach
24.01.2022, 01:36 Uhr
Corona-"Normalstation" im SRH Waldklinikum in Gera: Die Zahl der täglichen Belegung ist deutschlandweit nicht verfügbar.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Zwischen Bundesregierung und den Krankenhäusern läuft es nicht rund. Während der Expertenrat den Kliniken die Schuld gibt, dass Covid-Patienten-Daten nicht täglich verfügbar sind, erzählt der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft eine ganz andere Geschichte.
Auf die Forderung des Expertenrats nach überfälligen tagesaktuellen Meldungen zu Covid-Patienten auf Normalstationen hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit Befremden reagiert. Die DKG verwies gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darauf, dass sie dem Bund und dem Robert-Koch-Institut (RKI) schon im Herbst zugesagt habe, eben diese Daten zu liefern. "Die Krankenhausgesellschaft hat bereits im November der Bundesregierung in einem schriftlichen Konzept angeboten, die Daten von Patienten mit Covid-19 tagesaktuell zu übermitteln", sagte DKG-Vorstandschef Gerald Gaß dem RND.
"Damals wurde uns signalisiert, dass die Datenlage aus Sicht des Bundesgesundheitsministeriums und des RKI ausreichend ist", betonte Gaß. Er berichtet weiter, ihm sei erklärt worden, man arbeite an einer anderen Lösung, ohne dass dies näher dargestellt worden sei. Der Krankenhauschef zeigte sich erstaunt: "Diese Reaktion hat mich sehr irritiert und noch viel mehr, dass es bis heute weder vom BMG noch vom RKI eine erneute Kontaktaufnahme gab." Zugleich signalisierte der DKG-Chef, man könne die erforderlichen Zahlen weiterhin liefern. "Wenn eine solche Datenübermittlung nun doch gewünscht ist, können wir das innerhalb von sechs Wochen für die Kliniken in Deutschland umsetzen", sagte Gaß.
Grundsätzlich zeigte sich der DKG-Vorstandsvorsitzende verärgert, dass die Kliniken zu wenig gehört würden. "Ich halte es für dringend geboten, dass zentrale Akteure im Kampf gegen die Pandemie wie die Krankenhäuser besser in die Beratungen und Planungen der Bundesregierung einbezogen werden", forderte Gaß. "Wir müssen nicht alle im Expertenrat sitzen. Aber wenn die offiziellen Vertreter der Kliniken von Journalisten erfahren, über welche Maßnahmen der Expertenrat mit Blick auf die Krankenhäuser berät, ist das nicht nur ärgerlich, sondern schädlich mit Blick auf die Pandemiebekämpfung." Hier sei Gesundheitsminister Karl Lauterbach gefordert, die Zusammenarbeit umgehend neu zu ordnen. Gaß resümierte: "Es muss in Zukunft einen regelmäßigen Austausch geben. Dann lassen sich manche Probleme wirklich schneller und effizienter lösen."
Schlechte Datenlage zu Covid-Patienten auf Normalstationen
Der Corona-Expertenrat hatte zuvor die mangelhafte Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens beklagt, die für die schlechte Datenlage vor allem zu Covid-Patienten in Normalstationen in Krankenhäusern verantwortlich sei. Unter anderem die "Bild"-Zeitung zitiert aus einer "Stellungnahme Digitalisierung" der Experten für die die morgige Bund-Länder-Runde.
Obwohl die Pandemie nun schon seit fast zwei Jahren andauert, sei Deutschland für Prognosen auf Daten anderer Länder angewiesen, da die eigenen "Versorgungsdaten" im Gesundheitswesen "entweder gar nicht, unvollständig, oder nur mit erheblichem Zeitverzug für wissenschaftliche Auswertungen maschinenlesbar zur Verfügung" stünden, schreiben die Fachleute demnach. Gerügt wird auch, dass frühere Empfehlungen von Experten zur Verbesserung der Datenerhebung ignoriert worden seien.
Quelle: ntv.de, mau