Wie bei Jane Austen Kneissl: Putin ist "intelligentester und versiertester Gentleman"
08.12.2023, 13:31 Uhr Artikel anhören
Ein tiefer Knicks vor dem russischen Präsidenten im Jahr 2018 machte Kneissl bekannt.
(Foto: picture alliance / ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com)
Karin Kneissl kennt Russlands Präsidenten Putin. Als Österreichs Außenministerin tanzte sie mit ihm Walzer. Nun lebt sie in Russland und stellt Putin auf eine Stufe mit den Helden Jane Austins. Zugleich spricht sie über Freiheit und "schmutzige Fantasien".
Die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl begeistert sich für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Er ist der intelligenteste Gentleman, mit Betonung auf Gentleman - und ich habe einige getroffen", sagte Kneissl in einem Interview mit der BBC und präzisierte: "Im Sinne dessen, was Jane Austen in 'Stolz und Vorurteil' über den versierten Gentleman schrieb, entspricht er diesem Standard." Kneissl tanzte unter anderem mit Putin auf ihrer Hochzeit im Jahr 2018 und knickste im Anschluss tief vor ihm.
Über ihre Hochzeit will Kneissl in dem Interview allerdings nicht mehr sprechen. "Das ist so langweilig", erklärte die Ex-Politikerin. "Ich habe andere Dinge in meinem Leben vorher und nachher gemacht. Und ehrlich: Es ist so langweilig. Ehrlich." Es sei so langweilig, dass sogar ihr Hund, der während des Interviews zu ihren Füßen lag, eingeschlafen sei. Das Ganze sei vor fast sechs Jahren geschehen. Tatsächlich ist Kneissls Ehe inzwischen Geschichte, die damalige österreichische Regierung auch, und Kneissl ist viel in der Welt herumgekommen. Seit dem Sommer arbeitet sie in St. Petersburg.
Angesprochen auf Unterdrückung in Russland sagte sie in dem BBC-Interview: "Ich so weit habe in meinem unmittelbaren Umfeld keinerlei Repressionen gesehen." Sie könne in Russland in einer "akademischen Freiheit" arbeiten, die sie vermisst habe, so Kneissl. Als der Journalist Steve Rosenberg konterte, dass erst kürzlich in der unmittelbaren Nachbarschaft eine junge Russin zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie Preisschilder in einem Supermarkt durch Antikriegsparolen ersetzt hatte, lachte die gebürtige Wienerin und sagte: "Was habe ich damit zu tun?"
Den russischen Krieg gegen die Ukraine kritisierte die 58-Jährige nicht. Dieser habe die Welt nicht auf den Kopf gestellt. "Tony Blair, David Cameron, sie alle waren zusammen mit ihren Regierungen an Militäraktionen beteiligt", so Kneissl. Zu Vorwürfen, dass manche sie des Hochverrats bezichtigen und eine russische Spionin nennen, sagte sie am Ende: "Das kann ich nicht verstehen. Nicht einen Inch. Es ist nur schmutzige Fantasie."
Quelle: ntv.de, ghö