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In Nachbarländern unerwünscht König Abdullah II.: "Keine Flüchtlinge in Jordanien, keine in Ägypten"

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Hilfslieferungen könnten derzeit nur über die ägyptische Grenze in den Gazastreifen gelangen. Aber der Rafah-Grenzübergang ist zu. Ägypten weist mit dem Finger auf Israel, doch auch Ägypten zeigt bislang keine Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen. Jordaniens König wiegelt ebenfalls ab.

Jordanien ist nicht bereit, weitere palästinensische Flüchtlinge aus dem Gazastreifen aufzunehmen. Das sei "eine rote Linie", sagte König Abdullah II. nach einem Treffen mit Kanzler Olaf Scholz in Berlin. Es sei wichtig, dass die Menschen auf ihrem Land standhaft und präsent blieben. "Keine Flüchtlinge in Jordanien, keine Flüchtlinge in Ägypten", so Abdullah II. Hier könne er auch für das andere Nachbarland Israels sprechen.

Der Konflikt zwischen der islamistischen Hamas und Israel dürfe nicht auf den Schultern anderer ausgetragen werden, sagte Abdullah weiter. Zugleich betonte er die Wichtigkeit humanitärer Hilfe. Zivilisten müssten in dem Konflikt geschützt werden, egal welcher Religion oder Nationalität sie seien.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas will ebenfalls, dass die Bevölkerung im Gazastreifen vor Ort bleibt. Die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Gruppierung hatte die Menschen aufgefordert, israelischen Aufrufen zu einer Evakuierung aus dem Norden in den Süden des Gazastreifens keine Folge zu leisten.

Grenzübergang Rafah bleibt geschlossen

Zurzeit ist es ohnehin unmöglich, den Gazastreifen zu verlassen. Auch am elften Tag nach dem Hamas-Massaker in Israel und dem Beginn israelischer Gegenangriffe bleibt der Grenzübergang Ägyptens zum Gazastreifen geschlossen.

Bereitstehende humanitäre Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen könnten gegenwärtig nur über die ägyptische Grenze gebracht werden. Israel hatte einer Einfuhr humanitärer Hilfsgüter in den Gazastreifen nach Medienberichten aber bisher nicht zugestimmt, weil es den Druck auf die Hamas für eine Freilassung der rund 200 Geiseln aufrechterhalten wolle. Ägyptens Außenminister Samih Schukri sagte am Montag, Israel habe noch kein grünes Licht für die Öffnung des Rafah-Grenzübergangs gegeben.

Augenzeugen berichteten außerdem, eine Zufahrtsstraße auf der palästinensischen Seite sei bei israelischen Luftangriffen beschädigt worden. Berichten zufolge haben sich Ägypten und Israel bislang auch noch nicht einigen können, wie die LKW mit den Hilfsgütern kontrolliert werden. Israel will einen Schmuggel von Waffen in den Gazastreifen ausschließen. Für den Grenzübergang Rafah ist Ägypten zuständig.

Sorge in Ägypten vor Terroristen

Beobachter gehen jedoch davon aus, dass Ägypten auch angesichts einer wirtschaftlichen Krise im Land die Sorge hat, zahlreiche palästinensische Flüchtlinge könnten auf sein Gebiet kommen. Außerdem befürchte Kairo, unter Flüchtlinge könnten sich auch Hamas-Terroristen mischen. Die Hamas steht der Muslimbruderschaft nahe, die in Ägypten als Terrororganisation eingestuft wird.

Eine israelische Armeesprecherin konnte derweil Berichte über neue Luftangriffe Israels in der Nähe des Rafah-Grenzübergangs im Süden des Palästinensergebiets an diesem Dienstag weder bestätigen noch dementieren. Die Luftwaffe greife Ziele im Gazastreifen an, sagte sie lediglich. "Wir sind mitten in einem Krieg." Vergangene Woche hatte die Armee mitgeteilt, sie habe bei Rafah einen unterirdischen Tunnel angegriffen, der zum Waffenschmuggel in den Gazastreifen gedient habe.

Hunderttausende Palästinenser noch im Norden Gazas

Die USA und Israel wollen nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken gemeinsam eine Strategie für humanitäre Hilfe im Gazastreifen entwickeln und dabei sicherstellen, dass die Hilfsgüter nicht in die Hände der Hamas fallen. Es gehe darum, "Zivilisten in Gaza und nur sie allein zu erreichen", sagte Blinken am Montagabend in Tel Aviv.

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Bislang sind mehrere hunderttausend Palästinenser im Gazastreifen nach Angaben des israelischen Militärs noch nicht den Evakuierungsaufrufen gefolgt. Bis zum Anbruch der Nacht zum Dienstag hätten sich schätzungsweise etwas mehr als 600.000 Menschen in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens begeben, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus. "Es gibt immer noch ein paar hunderttausend, die gehen sollten", fügte er hinzu. Die Vereinten Nationen sprachen dagegen schon am Montag von rund einer Million Menschen, die in den Süden geflohen seien. Israel wirft der Hamas vor, die eigene Bevölkerung gezielt als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Terroristen der Hamas hatten am 7. Oktober während des Großangriffs auf Israel auch den Erez-Grenzübergang zerstört, der für Personenverkehr diente. Israel verhängte nach den Gräueltaten gegen seine Bevölkerung eine komplette Abriegelung des schmalen Küstenstreifens.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa

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