Politik

Auf dem Weg in die Ukraine Kolesnikowa an Grenze festgesetzt

Kolesnikowa hat nach Angaben des belarussischen Grenzschutzes versucht, das Land in der Nacht zu verlassen.

Kolesnikowa hat nach Angaben des belarussischen Grenzschutzes versucht, das Land in der Nacht zu verlassen.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Die mutmaßliche Entführung der belarussischen Oppositionsführerin Kolesnikowa sorgt weltweit für Entsetzen. Über Stunden haben ihre Mitstreiter keinen Kontakt zu ihr. Nun teilt der Grenzschutz mit, sie befinde sich in Gewahrsam.

Die belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa ist nach Behördenangaben an der Grenze zur Ukraine festgenommen worden. Sie habe in der Nacht versucht, die Grenze zu überqueren, teilten die belarussischen Grenzschutzbehörden mit. Zwei weiteren Mitgliedern des oppositionellen Koordinierungsrates, die Kolesnikowa begleiteten, sei der Grenzübertritt gelungen. "Kolesnikowa ist derzeit in Gewahrsam", sagte ein Sprecher des Grenzschutzes.

Die Opposition hatte am Morgen noch keine Informationen zu Kolesnikowas Verbleib. Das teilte der Koordinierungsrat der Demokratiebewegung mit, dem sie angehört. Ebenso unbekannt sei, wo sich ihr Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow aufhielten. "Wir können nur die Tatsache bestätigen, dass Maria Kolesnikowa Belarus nicht freiwillig verlassen wollte."

Dem Grenzschutz zufolge haben die beiden Männer Belarus in Richtung Nachbarland Ukraine verlassen. Das bestätigte auch die ukrainische Seite. Zuvor hatte es Berichte gegeben, dass alle drei in die Ukraine ausgereist seien. Die Angaben der Behörden lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der Vize-Innenminister der Ukraine, Anton Geraschtschenko, schrieb bei Facebook von einer versuchten Abschiebung. "Maria Kolesnikowa konnte nicht aus Belarus abgeschoben werden, da diese mutige Frau durch ihre Handlungen ihre Deportation über die Grenze unmöglich machte." Medien schrieben unter Berufung nicht näher genannter Quellen, dass die Oppositionelle ihren Pass zerrissen haben soll.

Kolesnikowa ist eine der wichtigsten Anführerinnen der Proteste gegen den autokratischen Staatschef Alexander Lukaschenko. Die 38-Jährige war am Montag verschwunden, ihr Aufenthaltsort war zunächst unklar. Der von der belarussischen Opposition gegründete Koordinierungsrat hatte mitgeteilt, sie sei zusammen mit einem Sprecher und einem Mitarbeiter "von Unbekannten im Zentrum von Minsk entführt" worden. Ihr Verschwinden sowie mehr als 630 Festnahmen bei erneuten Massenprotesten gegen Lukaschenko am Wochenende riefen international Empörung hervor. Die Regierung geht seit Tagen gegen den Koordinierungsrat vor und ließ mehrere Mitglieder festnehmen. Der Rat will einen friedlichen Machtübergang durch Dialog erreichen.

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Bundesaußenminister Heiko Maas und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatten am Montag von den belarussischen Behörden Aufklärung über den Aufenthaltsort der Oppositionellen sowie ihre Freilassung gefordert.

Seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl am 9. August demonstrieren die Menschen in Belarus gegen den seit 26 Jahren autoritär regierenden Lukaschenko. Sie werfen der Regierung massiven Betrug bei der Wahl vor, die Lukaschenko nach offiziellen Angaben mit 80 Prozent der Stimmen gewonnen hatte. Dabei lassen sie sich auch von der Gewalt der Sicherheitskräfte nicht abschrecken.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP

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