Kompetenzteam Freies Deutschland Prinz Reuß soll 2019 weitere Geheimgruppe gegründet haben
30.07.2024, 17:21 Uhr Artikel anhören
Prinz Reuß plante offenbar schon 2019 den Umsturz in Deutschland.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool)
Prinz Reuß und weiteren mutmaßlichen Mitgliedern der "Patriotischen Union" wird derzeit der Prozess gemacht. Es soll aber nicht das erste Umsturzbestreben des Adligen gewesen sein. Bereits 2019 soll er eine Gruppe gegründet haben, die den Kaiser wieder einsetzen und Kontakt zu Russland aufnehmen wollte.
Die Indizien, dass Heinrich XIII. Prinz Reuß einen Umsturz in Deutschland geplant hat, verdichten sich weiter. Einer Recherche des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) zufolge soll er bereits 2019 eine Gruppe Getreuer um sich gescharrt haben, mit der er einen gewaltsamen Umsturz vorbereitet haben soll. Der Name der Gruppe: Kompetenzteam Freies Deutschland (KTFD).
Wann konkret die geheime Gruppe entstand, ist unklar. Ein Treffen fand demnach im Frühjahr 2019 statt. Nach Angaben des MDR gibt es ein Sitzungsprotokoll vom 1. April. Das wurde von Behörden bei Razzien im Dezember 2022 - als die Reuß-Gruppe aufflog - sichergestellt. Ort des Treffens soll Bad Lobenstein in Ostthüringen gewesen sein. Ob die Sitzung auch die Gründungsveranstaltung ist, ist dagegen nicht belegt.
In jedem Fall wurden im Protokoll bereits konkrete Ziele benannt. So etwa die "vorübergehende Einsetzung des Kaisers". Zudem wurde die diplomatische Kontaktaufnahme mit Alliierten geplant, konkret offenbar mit Russland. So heißt es dort, man plane eine "offene Aussprache mit Lawarow [sic!]". Damit könnte der russische Außenminister Sergej Lawrow gemeint sein. Auch die "Patriotische Union", der sich Reuß später anschloss, und gegen deren Beteiligte 2022 die Razzien ergingen, plante eine Kontaktaufnahme mit dem Kreml.
Zudem offenbart das Protokoll eine weitere Parallele. So sind auch für das KTFD Verschwiegenheitserklärungen verfasst und von 30 Personen unterzeichnet worden. Laut MDR wirken sie wie eine Blaupause für die Dokumente, die die "Patriotische Union" später verwendete. Ein zentraler Unterschied lag offenbar in der Art der Bestrafung, sollte jemand aus der geheimen Gruppe gegen die Erklärung verstoßen. 2019 ist laut MDR die Rede von einem Verfahren vor einem "internationalen Gerichtshof", wenngleich unklar ist, welcher das sein soll. 2022 sollte der Bruch des Schweigens mit Hinrichtung bestraft werden.
Nach den Razzien bei Mitgliedern der "Patriotischen Union" im Dezember 2022 laufen mittlerweile drei Prozesse in Frankfurt am Main, Stuttgart und München gegen insgesamt 26 Beschuldigte. Ihnen werden unter anderem die Gründung einer terroristischen Vereinigung, die Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens sowie Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen.
Reichsbürger plante Treffen mit Ex-"Tagesschau"-Sprecherin
Ein namhafter Reichsbürger aus Thüringen hielt wenige Tage nach den Razzien Ende 2022 eine Protestkundgebung ab, auf der er nach Angaben des MDR davon sprach, dass Reuß und Co. "politische Gefangene einer links-grünen Parteiendiktatur" seien. Zudem agierten sie ja nur "in der Sorge um die Zukunft unseres Volkes". Jener Reichsbürger soll laut Sicherheitsbehörden Kopf der "Patrioten Ostthüringen" sein und Kontakte zum Thüringer AfD-Chef Björn Höcke haben. Darüber hinaus soll er laut MDR zum KTFD gehört haben.
Es existieren demnach E-Mails zwischen ihm und Prinz Reuß, in denen er versucht, ein Treffen mit der ehemaligen "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman und deren Mann Andreas Popp zu arrangieren. Beide leben mittlerweile in Kanada und fallen seit Jahren mit der Verbreitung von Verschwörungsmythen auf. So sollen sie etwa auch die Corona-Pandemie geleugnet haben.
Ein Treffen, das für Dezember 2019 geplant war, habe aber nicht stattgefunden, lassen Herman und Popp über ihren Anwalt, Ralf Höcker, auf Anfrage des MDR erklären. Zudem leugnen sie eine Bekanntschaft mit Prinz Reuß. Man kenne ihn nur aus dem Fernsehen, habe nie mit ihm in Kontakt gestanden. Den Thüringer Reichsbürger kenne man nur flüchtig, da er 2018 an einem Seminar teilgenommen habe, das Herman und Popp veranstaltet hätten, heißt es.
Quelle: ntv.de, als