Nervosität vor Pelosi-Besuch Taiwans Militär erhöht Kampfbereitschaft
03.08.2022, 09:20 Uhr
Zwei Korvetten der taiwanesischen Marine: Bis Donnerstagmittag gilt für das Militär des Landes erhöhte Kampfbereitschaft.
(Foto: imago images/NurPhoto)
Die Anspannung in Ostasien steigt mit der Ankunft von Nancy Pelosi in der Region weiter an. Ihre baldige Weiterreise nach Taiwan wird erwartet. Die Volksrepublik China droht mit Konsequenzen. Das taiwanische Militär erhöht bereits seine Kampfbereitschaft.
Vor dem noch für Dienstag erwarteten Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan hat das taiwanische Militär seine Kampfbereitschaft erhöht. Wie die Nachrichtenagentur CNA unter Berufung auf eine Quelle berichtete, erfolgte der Befehl als Reaktion auf die Bedrohung durch die chinesische Volksbefreiungsarmee und deren Manöver mit Schießübungen.
Die erhöhte Bereitschaft sei bis Donnerstagmittag angeordnet worden. Es handele sich in dem zweistufigen Alarmsystem aber noch nicht um eine Einstufung für den "Ernstfall", sondern weiter um eine "normale Einsatzbereitschaft". Peking hatte den USA für den Fall eines Besuchs der Spitzenpolitikerin Pelosi mit Konsequenzen gedroht. Eine Visite der Nummer Drei der USA wäre der ranghöchste US-Besuch in Taipeh seit Jahrzehnten.
Chinas Manöver, Militärbewegungen, Sperrungen von Seegebieten und plötzliche Flugplanänderungen erhöhten die Nervosität. Inwieweit diese direkt mit der möglichen Visite Pelosis zusammenhingen, blieb aber unklar. Chinesische Militärflugzeuge und Kriegsschiffe wurden nahe der demokratischen Inselrepublik gesichtet. Das Medienprojekt Nexta verbreitete auf Twitter ein Video, das aus dem chinesischen Fernsehen stammen soll - es soll Fahrzeuge der chinesischen Streitkräfte an einem Strand in die Provinz Fujian nahe Taiwan zeigen.
Fluglinie verschiebt 30 Verbindungen
In der direkt gegenüber liegenden chinesischen Provinz Fujian kündigte die Fluggesellschaft Xiamen Airlines überraschend auf Anweisung der Flugkontrolle die Verschiebung von 30 Flügen an. Nordöstlich der südchinesischen Insel Hainan wurde ein Seegebiet für geplante Militärübungen gesperrt. Um das Grand Hyatt-Hotel in Taipeh, wo Pelosi möglicherweise übernachten soll, wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Nach lokalen Presseberichten soll die US-Spitzenpolitikerin voraussichtlich gegen 22.30 Uhr Ortszeit (16.30 Uhr MESZ) eintreffen. Bislang ist unklar, ob Pelosi tatsächlich nach Taiwan reist. Die 82-Jährige ist zum Auftakt ihrer Asienreise zunächst nach Malaysia geflogen.
China hatte mit Gegenmaßnahmen gedroht, sollte sich Pelosi über seine Warnungen hinwegsetzen und Taiwan besuchen, das Peking als "unabtrennbaren Teil" der Volksrepublik ansieht. Unter Hinweis auf seine "Ein-China-Doktrin" lehnt die chinesische Führung offizielle Kontakte anderer Länder zur frei gewählten Regierung in Taiwan ab. Hingegen versteht sich die demokratische Inselrepublik seit langem als unabhängig.
Quelle: ntv.de, kst/dpa