Nach Blitz-Besuch auf der Krim Kreml: Putin lässt sich besetztes Mariupol zeigen
19.03.2023, 05:17 Uhr
Mariupol wurde durch die russischen Truppen weitgehend zerstört.
(Foto: picture alliance / AA)
Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine meidet Putin frontnahe Gebiete. Doch am Wochenende zeigt sich der Kremlchef überraschenderweise auf der Krim. Nach Angaben aus Moskau stattet er auch der zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol einen Besuch ab.
Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin die besetzten Gebiete des Nachbarlandes besucht. Wie der Kreml in der Nacht mitteilte, hatte Putin der in schweren Kämpfen zerstörten Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer einen "Arbeitsbesuch" abgestattet.
Nach seiner Ankunft in einem Hubschrauber habe er sich bei einer Rundfahrt über die Lage informiert und sich auch mit Bewohnern der Stadt unterhalten, berichtete die Staatsagentur TASS weiter. Russlands stellvertretender Regierungschef Marat Chusnullin habe Putin über den Stand der Wiederaufbauarbeiten informiert. In einer vom russischen Militär aufgebauten Neubausiedlung habe er zudem eine Familie in ihrem Haus besucht. Auch am Yachtclub und am Theatergebäude habe sich Putin aufgehalten, berichtete die Agentur Interfax. Mariupol war bei wochenlangen, heftigen Kämpfen schwer zerstört worden.
Das russische Staatsfernsehen zeigte den 70-Jährigen am Steuer eines Autos beim Fahren durch die nächtliche Stadt. Zu sehen waren am Rande auch Zerstörungen an Gebäuden. Die Videos konnten noch nicht verifiziert werden. "Die Menschen beginnen, in die Stadt zurückzukehren", sagte Chusnullin auf dem Beifahrersitz. In Mariupol gebe es wieder Straßenbeleuchtung und Busverkehr. Das Staatsfernsehen zeigte dem Bericht zufolge auch den Besuch Putins in der Philharmonie der Stadt, wo der Präsident auf einem Stuhl in einem Saal Platz nahm.
Putin hatte am Samstagnachmittag die 2014 annektierte ukrainische Halbinsel Krim besucht. Das Staatsfernsehen verbreitete Bilder, auf denen der Kremlchef bei der Eröffnung einer Kunstschule für Kinder in Sewastopol zu sehen war. Außerdem besichtige er ein Kinderferienlager, das an der Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Chersons auf dem heutigen Stadtgebiet von Sewastopol liegt, und Kindern Geschichte näherbringen soll.
Zuvor war Putin nach Medienangaben im Juli 2020 das letzte Mal auf der Krim. Seit Beginn des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine meidet der russische Präsident allgemein frontnahe Gebiete. Ende 2022 testete er immerhin die Befahrbarkeit der Krim-Brücke, die durch einen Anschlag im Herbst schwer beschädigt wurde.
Russland hatte den Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar des Vorjahres begonnen. Mariupol wurde von russischen Truppen belagert und geriet erst am 20. Mai unter vollständige Kontrolle des russischen Militärs. Die Stadt wurde während der Kämpfe weitgehend zerstört.
Quelle: ntv.de, vmi/jpe/dpa