Politik

97 Verletzte noch im Krankenhaus Kreml-Sprecher verweigert Aussage zu IS-Bekenntnis

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Crocus City Hall ist zerstört.

Die Crocus City Hall ist zerstört.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Die westlichen Sicherheitsbehörden sind sich einig: Das Bekenntnis des IS zum Angriff auf den Moskauer Konzertsaal ist glaubhaft. Russland sieht das anders, Kreml-Sprecher Peskow lehnt eine Aussage dazu ab. Auch zu den Misshandlungen der mutmaßlichen Haupttäter schweigt er.

Der Kreml hat es abgelehnt, sich zum Bekenntnis der Dschihadistenmiliz IS zum Angriff auf einen Konzertsaal am Stadtrand von Moskau mit 137 Toten zu äußern. "Die Ermittlungen dauern an", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zu Reportern. "Es wurde noch keine kohärente Version vorgebracht. Wir sprechen nur über vorläufige Daten." Der russische Präsident Wladimir Putin plane nicht, den Tatort zu besuchen, fügte Peskow hinzu.

Maskierte Angreifer waren am Freitagabend in die voll besetzte Crocus City Hall im nordwestlich gelegenen Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort das Feuer eröffnet. Nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees wurden mindestens 137 Menschen getötet, darunter drei Kinder. Mehr als 180 Personen seien verletzt worden. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass in den Trümmern der ausgebrannten Halle noch weitere Leichen gefunden werden.

97 Verletzte werden noch immer in Krankenhäusern behandelt, teilte die Leiterin der Gesundheitsverwaltung im Gebiet Moskau, Ljudmila Bolatajewa, mit. Die Patientinnen und Patienten seien über Kliniken der Hauptstadt und des Moskauer Gebiets verteilt. Die erlittenen Verletzungen seien unterschiedlich schwer, sagte sie russischen Nachrichtenagenturen zufolge.

Peskow schweigt zu Misshandlungen

Kurz nach dem Angriff übernahm die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hinter dem Anschlag. Der russische Präsident Wladimir Putin stellte hingegen eine Verbindungslinie zwischen dem Angriff und der Ukraine her. Die Regierung in Kiew weist jegliche Verwicklung in den Angriff zurück.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bot den russischen Behörden nach eigenen Angaben eine Zusammenarbeit im Kampf gegen islamistische Extremisten an. Die für den Anschlag bei Moskau verantwortliche Gruppe sei in letzter Zeit auch "für mehrere Anschlagsversuche in den vergangenen Monaten" in Frankreich verantwortlich, sagte Macron am Rande eines Besuchs in Französisch-Guyana. Es wäre zynisch, für den Anschlag die Ukraine verantwortlich zu machen. "Wir müssen uns vor jeder Instrumentalisierung oder Verzerrung hüten", betonte er.

Mehr zum Thema

Am Sonntag hatte die russische Justiz zweimonatige Untersuchungshaft für vier Beschuldigte angeordnet. Peskow weigerte sich am Montag, auf eine Frage zu Berichten zu antworten, nach denen die Männer nach ihrer Festnahme misshandelt wurden. "Ich werde diese Frage unbeantwortet lassen", sagte der Kreml-Sprecher.

Auf den im Staatsfernsehen gezeigten Aufnahmen hatten drei der Männer Blut im Gesicht. Ein im Internet verbreitetes Video scheint zu zeigen, wie einem Verdächtigen das Ohr durchtrennt wird. Das Verifikationsteam von ntv hält die Aufnahmen für authentisch. Während der Anhörung der Männer am Sonntagabend hatte einer von ihnen einen weißen Verband am Ohr. Ein anderer kam im Rollstuhl.

Quelle: ntv.de, ara/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen