"Fehlt uns der Wille" Kreml weiß angeblich nichts über Prigoschins Aufenthaltsort
06.07.2023, 14:22 Uhr Artikel anhören
Es ist unklar, ob Prigoschin nach dem Putschversuch je in Belarus war.
(Foto: picture alliance/dpa/Prigozhin Press Service/AP)
Eigentlich sollte Wagner-Chef Prigoschin nach seinem gescheiterten Aufstand nach Belarus ausreisen. Belarus' Machthaber Lukaschenko behauptet indes, Prigoschin würde sich dort nicht aufhalten, sondern sei in Russland. Der Kreml weiß davon angeblich nichts.
Der Kreml ist nach eigenen Angaben nicht über den Aufenthaltsort von Söldnerführer Jewgeni Prigoschin unterrichtet. "Nein, wir verfolgen die Standortwechsel Jewgeni Prigoschins nicht, dafür fehlen uns die Möglichkeiten und der Wille", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Nach dem gescheiterten Aufstand von Prigoschins Privatarmee Wagner gegen Russlands Militärführung vor knapp zwei Wochen war eine der Bedingungen für eine Amnestie die Ausreise des Oligarchen nach Belarus.
Diese Bedingung sei weiter in Kraft, bestätigte Peskow. Zuvor hatte Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko erklärt, Prigoschin sei seines Wissens nach in der russischen Millionenstadt St. Petersburg. "Auf dem Territorium von Belarus ist er nicht", sagte Lukaschenko auf einer Pressekonferenz. In St. Petersburg befinden sich die Zentrale von Prigoschins Firmenimperium Concord und sein Wohnsitz.
In russischen Medien kursierten derweil seit Mittwoch Fotos von Prigoschins Wohnsitz. Diese wurden bei den Hausdurchsuchungen am Tag der Revolte gemacht. Zu sehen sind neben der luxuriösen Einrichtung der Immobilie auch Waffen, Gold und größere Geldmengen, die dort lagerten. Prigoschin soll diese Besitztümer allerdings inzwischen wieder zurückbekommen haben. Die Veröffentlichung der Fotos dient offenbar dazu, das von ihm selbst aufgebaute Image eines einfachen Mannes aus dem Volke zu beschädigen.
Prigoschins Söldnertruppe war lange Zeit an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine beteiligt. Ende Juni behauptete er, dass seine Kämpfer überraschend - auf Befehl von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu - in ihren Lagern von der russischen Armee angegriffen worden seien.
Daraufhin ließ er seine Söldner in der südrussischen Millionenstadt Rostow am Don einmarschieren und setzte zugleich eine Militärkolonne in Richtung Moskau in Marsch. Nach Verhandlungen mit dem Kreml, in denen Lukaschenko als Vermittler agierte, rief Prigoschin erst kurz vor der russischen Hauptstadt seine Truppen zurück.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa