Ein Toast auf die Kanzlerin Kretschmann: "Merkel wird uns fehlen"
25.08.2021, 13:32 Uhr
Inhaltlich nicht immer einer Meinung aber mit viel gegenseitiger Wertschätzung: Angela Merkl und Winfried Kretschmann
(Foto: picture alliance / dpa)
Lob vom politischen Konkurrenten ist selten. Trotz inhaltlicher Unterschiede ist Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann aber überzeugt, dass er sie und ihre Art vermissen wird. Zum Abschied lobt er vor allem ihren ruhigen Regierungsstil und sieht sogar eine Parallele zu Jürgen Klopp.
Baden-Württembergs Grüne-Regierungschef Winfried Kretschmann hat in einer Bilanz über die Kanzlerschaft von Angela Merkel ein Loblied auf die CDU-Politikerin angestimmt. "Wir werden über die Jahre von 2005 bis 2021 einmal als Ära Merkel reden - ähnlich wie bei den Kanzlerschaften von Konrad Adenauer und Helmut Kohl", schreibt der Ministerpräsident in der "Zeit". "Kanzlerin Angela Merkel wird uns fehlen. Davon bin ich überzeugt."
Er werde ihre "unprätentiöse Art" vermissen, "mit der sie sich jedem Bohei um ihr Amt entzog. Bei ihr geriet fast schon das Anticharismatische zum Charisma". Kretschmann verwies auf Jürgen Klopp, den Trainer des englischen Fußballclubs FC Liverpool: "Der Satz: "I'm the normal one", den der sehr außergewöhnliche Stuttgarter Jürgen Klopp einmal sagte, könnte von ihr stammen."
Mit Blick auf die großen Krisen in Merkels Amtszeit lobt der Grüne: "Sie hat das Land als Lotsin erfolgreich durch die Untiefen der Zeit gesteuert. Das allein ist eine große Leistung, mit der sie eine Ära geprägt hat." Anders als viele in der Union dächten, habe Merkel auch ihre Partei deutlich nach vorne gebracht. Sie habe der Partei eine modernere Anmutung gegeben. Dass die Union sich heute noch als Volkspartei fühlen darf, habe viel mit ihr zu tun, so der Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Damit hätte sie die Messlatte für ihre Nachfolger hoch gelegt", schreibt der 73-jährige Kretschmann.
Bei all dem Lob, äußerte der Grüne aber auch Kritik an Merkel und ihrer Politik. Vor allem die Klimapolitik erachtet er als misslungen. Zwar habe sie sich kurz nach Beginn ihrer Amtszeit als "Klimakanzlerin" inszeniert. "Doch der gekonnten Inszenierung folgte zu wenig entschlossenes politisches Handeln." Der Umstieg auf die erneuerbaren Energien wurde zu wenig entschlossen vorangetrieben, der Kohleausstieg zu lange verschleppt, moniert er.
Kretschmanns Bilanz ist Teil des Buches "Die hohe Kunst der Politik. Die Ära Angela Merkel", das von der früheren Forschungsministerin und Merkel-Vertrauten Annette Schavan herausgegeben wird.
Quelle: ntv.de, vsc/dpa