Politik

Impfpflicht nicht ihr Metier Kretschmann will Corona-Politik ohne Forscher

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Politik sollte ausschließlich von Politikern gestaltet werden, so Kretschmanns Überzeugung.

(Foto: picture alliance/dpa)

Jeder für sich: Wenn es um politische Regeln für die Eindämmung der Pandemie geht, verbittet sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann eine Einmischung vonseiten der Wissenschaft. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, bemüht er ein Zitat des Soziologen Weber.

Wissenschaftler wie etwa Virologen sollten sich aus Sicht von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann aus der Politik heraushalten. "Max Weber hat darauf verwiesen, dass Wissenschaften die Welt beschreiben, wie sie war, ist und sein wird. Sie können auch beschreiben, wie man die Welt verändern könnte. Aber die Wissenschaft kann nicht sagen, ob man die Welt auch verändern soll", sagte der Grünen-Politiker der "Heilbronner Stimme" und dem "Südkurier" mit Blick auf den Soziologen (1864-1920).

Die Deutungshoheit über ihr Fach sollten die Wissenschaftler unbedingt haben, sagte Kretschmann. "Aber sie sollten auch dabei bleiben und es unterlassen, politische Ratschläge zu geben." Das könne ihre wissenschaftliche Autorität erheblich beeinträchtigen, sagte der Ministerpräsident. "Zum Beispiel, ob jetzt eine Impfpflicht politische Kollateralschäden erzeugt - was sie zweifellos auch tun wird -, das zu bewerten liegt jetzt nicht in der Kompetenz der STIKO oder von wem auch immer."

Das sei Kompetenz und Aufgabe der Politiker, die dafür gewählt worden seien - nicht der Epidemiologen. "Da ist manches verrutscht." Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hatte sich gegen eine allgemeine Corona-Impfpflicht ausgesprochen. "Das spaltet die Gesellschaft, da wird zu viel Druck aufgebaut", sagte er den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung". Er setze auf weitere Überzeugungsarbeit und Aufklärung zur Impfung.

Es sei im Falle einer Impfpflicht nicht unbedingt zu erwarten, dass das "anvisierte Ziel auch wirklich erreicht werden kann", fügte Mertens hinzu. Eine gesetzliche Impfpflicht sei nur so viel wert, wie sie effektiv umgesetzt werden könne. "Was machen Sie mit jenen, die sich weigern?", fragte der Virologe. Diese Menschen würden sich womöglich auch von einem Bußgeld nicht umstimmen lassen. Außerdem könne selbst eine schnelle Impfpflicht die aktuelle Corona-Welle nicht brechen.

Quelle: ntv.de, lve/dpa

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