"Mir erschließt sich das nicht"Kretschmer nennt Importverbot von russischem Gas Fehler

Die Europäische Union will bis Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Gas sein. Der Beschluss steht. Kritik daran kommt nun aus Sachsen: Ministerpräsident Kretschmer "versteht nicht", was "dieses Einmauern" soll. Er fordert weitere Importe aus Russland.
Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer von der CDU hält den Beschluss der EU zum kompletten Verzicht auf russisches Erdgas für unverständlich. Es sei eine Fehlentscheidung. Man könne sehen, dass die Entwicklung in Richtung eines Waffenstillstands und damit hoffentlich in eine neue Zeit gehe. "Warum man jetzt so einen Beschluss fassen muss, verstehe ich nicht."
Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der Regierungen der Mitgliedstaaten und des Europaparlaments vor, die vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs erzielt wurde.
"Ist doch vollkommen klar, wenn die Zeiten sich verändert haben, wenn wieder Frieden ist, wenn es auch vielleicht eine andere Führung in Russland gibt. Warum sollte man dann solche Beschlüsse fassen? Was soll dieses Einmauern", fragte Kretschmer. Man habe unabhängiger sein wollen von einer Energiequelle. Nun gebe es die Möglichkeit, nach dem Krieg zu diversifizieren.
"Mir erschließt sich das nicht", sagte Kretschmer und führte als Argument auch an, dass LNG-Gas - das einen Teil der früheren russischen Gasimporte ersetzt - einen sehr hohen CO2-Fußabdruck besitzt. Der sächsische Ministerpräsident sieht den Beschluss daher als Ergebnis einer Politik, die vor allem Dingen Symbole setzen will: "Ich glaube nicht, dass das in die richtige Richtung geht."
Kretschmer hatte schon zuvor wiederholt dafür plädiert, nach einem Ende der Kämpfe in der Ukraine wieder Energie aus Russland zu beziehen. "Unser Interesse muss sein, nach einem Waffenstillstand wieder in Energielieferungen aus Russland einzutreten", sagte er unlängst. Russland müsse perspektivisch wieder Handelspartner sein, ohne dass man in eine neue Abhängigkeit gerate.