Kein Vertrauen in Bundeswehr Kriegsangst der Deutschen nimmt stark zu
22.03.2023, 14:08 Uhr
63 Prozent der Bürgerinnen und Bürger glauben, dass sich die Bundesrepublik im Kriegsfall nicht verteidigen kann.
(Foto: picture alliance / photothek)
So groß wie jetzt war die Kriegsangst seit 1999 nicht mehr: Über die Hälfte der Deutschen fürchtet, dass die Bundesrepublik mit in den Krieg hineingezogen werden könnte. In die Bundeswehr haben nur noch wenige der befragten Bürgerinnen und Bürger Vertrauen.
Ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine steigt die Kriegsangst der Deutschen deutlich an. Eine große Mehrheit fürchtet, dass die Bundesrepublik nicht verteidigungsfähig ist und selbst zur Kriegspartei wird. Dies geht aus einer aktuellen Sonderumfrage der R+V-Versicherung in Wiesbaden hervor.
Demnach befürchten 63 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, dass sich die Bundesrepublik im Kriegsfall nicht verteidigen kann. In einer Vorjahreserhebung lag der Wert noch bei 40 Prozent. In dem Ergebnis spiegle sich der schlechte Zustand der Bundeswehr wider, hieß es.
Erst kürzlich hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius erklärt, Engpässe bewältigen zu müssen. "Wir geben fast alles ab, was wir haben", sagte Pistorius im Deutschlandfunk zu den Munitionslieferungen an die Ukraine. Die Bundeswehr müsse aber Munition "in kleinem Umfang" für die Landes- und Bündnisverteidigung zurückhalten. "Wenn wir leerziehen, wären wir nicht mehr in der Lage, die Ostflanke zu schützen im Fall einer Aggression".
Unterschiede zwischen Ost und West
Mehr als jeder zweite Befragte (55 Prozent) befürchtet zudem, dass Deutschland in einen Krieg verwickelt werden könnte. Das ist ein Anstieg von 13 Punkten gegenüber 2022. Einen höheren Wert gab es in den drei Jahrzehnten der Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" erst einmal zuvor: Im Jahr 1999 während des Kosovo-Kriegs lag die Angst bei 60 Prozent.
Frauen zeigen sich in der Langzeitstudie grundsätzlich ängstlicher als Männer. Das gilt auch bei der Erhebung zu den Kriegsängsten. Am deutlichsten ist dieser Unterschied bei der Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung. Während 63 Prozent der Frauen eine deutsche Kriegsbeteiligung fürchten, waren es bei den Männern nur 48 Prozent.
Unterschiede gibt es laut der Studie auch zwischen Ost und West. Während zwei Drittel der Ostdeutschen (66 Prozent) einen Krieg mit deutscher Beteiligung fürchten, sind es im Westen 53 Prozent der Befragten. In der Sondererhebung wurden im März rund 1000 Deutsche zu ihren Kriegsängsten befragt.
Quelle: ntv.de, can/AFP