Deutsche IS-Anhänger in Syrien Kurden fordern mehr Hilfe von Berlin
11.02.2022, 08:36 Uhr
Soldaten der Syrischen Demokratischen Kräfte beim vom IS angegriffenen Gefängnis im Nordosten Syriens.
(Foto: AP)
Der jüngste Angriff auf ein Gefängnis im Nordosten Syriens zeigt: Die Terroristen vom IS sind längst nicht besiegt. Die Kurden der Region werfen Deutschland nun mangelnde Unterstützung vor. Dabei sollen noch zahlreiche deutsche IS-Anhänger in der Gegend leben.
Nach dem Großangriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Gefängnis im Nordosten Syriens fordern die dort regierenden Kurden mehr deutsche Hilfe im Kampf gegen Extremisten. In den dortigen Haftanstalten und Lagern säßen noch Dutzende Deutsche, sagte Nowruz Ahmed aus dem Militärrat der von Kurden angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Es handele sich um IS-Anhänger und deren Familien. Die deutsche Regierung habe keine eindeutig klare Sichtweise.
"Deutschland unterbreitet unserer Region nicht genug Hilfe, vor allem in Bezug auf die Angriffe, denen wir ausgesetzt sind", erklärte die Kommandeurin. Der IS hatte im vergangenen Monat ein Gefängnis in der Stadt Al-Hassaka überfallen, um inhaftierte Anhänger zu befreien. Die lokalen Sicherheitskräfte konnten den Angriff erst nach tagelangen Kämpfen beenden. Mehr als 300 Menschen kamen ums Leben.
Beobachter warnen schon seit Längerem vor einem Wiederaufstieg der Extremisten. Der Überfall auf das Gefängnis war einer der schwersten Angriffe des IS in Syrien seit Jahren. Die Terrormiliz hatte im Frühjahr 2019 ihre letzte Hochburg in dem Bürgerkriegsland verloren. In der vergangenen Woche kam IS-Anführer Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi bei einem Einsatz von US-Spezialkräften in Syrien ums Leben.
"Gefahr reicht über unsere Region hinaus"
Zellen der Extremisten sind aber weiter in dem Bürgerkriegsland sowie im benachbarten Irak aktiv. Vor allem nach dem Angriff auf das Gefängnis hätten viele Länder erneut realisiert, wie gefährlich der IS sei, sagte Ahmed. Einige von ihnen hätten erklärt, die IS-Anhänger stellten keine Gefahr für sie dar, solange sie in syrischen Gefängnissen säßen. Das sei aber eine gefährliche Herangehensweise. "Bei der IS-Akte handelt es sich um eine internationale, nicht um eine lokale", sagte die Kommandeurin. "Die Gefahr reicht über unsere Region in die Welt hinaus."
Deutschland hatte in den vergangenen Jahren mehrfach deutsche IS-Anhängerinnen und ihre Kinder aus Syrien zurückgeholt. Die Kurden fordern jedoch schon seit Langem, dass ausländische Staaten auch die IS-Kämpfer aus diesen Ländern zurücknehmen. Das Auswärtige Amt verwies dabei in der Vergangenheit immer wieder auf die Schwierigkeiten, weil es zu Syrien keine diplomatischen Kontakte gebe und Deutschland dort auch keine konsularische Vertretung habe. Der Nordosten des Bürgerkriegslandes wird nicht von der Regierung in Damaskus, sondern von einer kurdischen Autonomieverwaltung regiert.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa