Antisemitismus-Affäre Labour-Partei feuert weitere Mitglieder
03.05.2016, 07:50 Uhr
Corbyn hat die Labour-Partei auch für viele radikale Linke geöffnet.
(Foto: REUTERS)
Die Debatte ist heikel. Ausgerechnet die Labour-Partei hat offenbar ein Antisemitismus-Problem. Erst in der vergangenen Woche suspendierte sie vorläufig den ehemaligen Londoner Bürgermeister Livingstone, jetzt trennt sie sich erneut von Mitgliedern.
Die britische Labour-Partei hat in der Affäre um Antisemitismus-Vorwürfe weitere Mitglieder vorerst ausgeschlossen. Wie die Partei mitteilte, wurden drei Stadträte suspendiert. Unter anderem handelt es sich um Shah Hussain aus der nördlichen Stadt Burnley, der einem israelischen Fußballer über Twitter vorgeworfen hatte, Israel gehe mit den Palästinensern genauso um wie Adolf Hitler mit den Juden.
Vergangenen Donnerstag war bereits der ehemalige Londoner Bürgermeister Ken Livingstone wegen fragwürdiger Äußerungen über Hitler vorläufig aus der Partei ausgeschlossen worden. Livingstone wurde für die Art und Weise suspendiert, wie er die wegen israelkritischer Äußerungen suspendierte Labour-Abgeordnete Naz Shah verteidigt hatte.
Shah hatte vor ihrer Zeit als Abgeordnete auf Facebook ein Bild veröffentlicht, auf dem Israel als Teil der USA zu sehen ist. Es trägt die Überschrift: "Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt: Verlagert Israel in die USA", versehen mit dem Kommentar "Problem gelöst".
Der konservative Premierminister David Cameron hatte der Labour-Partei vergangene Woche vorgeworfen, ein "Problem mit Antisemitismus" zu haben. Für Labour-Chef Jeremy Corbyn kommt die Debatte zu einer Unzeit, da am Donnerstag in Teilen Großbritanniens wichtige Regionalwahlen anstehen. Er brachte inzwischen eine unabhängige Überprüfung auf den Weg. Der Ausgang entscheidet darüber, ob die Suspendierungen wieder aufgehoben werden.
Seit Corbyns Aufstieg zum Parteichef hat Labour mehr als 190.000 Mitglieder dazugewonnen. Unter ihnen finden sich viele radikale Linke, die Israel kritisch gegenüber stehen.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP