"Bin nicht weit gekommen" Lafontaine wollte Linke und SPD wieder vereinen
02.02.2022, 16:48 Uhr
Mit seinem Plan, die Linke an die SPD anzunähern, ist Lafontaine gescheitert.
(Foto: picture alliance / Uwe Anspach/dpa)
Die Geburtsstunde der Linken geht auf einen Zwist zurück: Nach Streit mit Altkanzler Schröder tritt Oskar Lafontaine 2005 aus der SPD aus, um eine neue Partei zu gründen. Tatsächlich habe er sich während seiner Amtszeit als Linken-Vorsitzender an einer Wiedervereinigung versucht, sagt Lafontaine nun.
Der frühere Linken-Vorsitzende Oskar Lafontaine hat nach eigenen Angaben versucht, seine Partei wieder mit der SPD zusammenzuführen. "Ich habe das immer gewollt", sagte Lafontaine der Wochenzeitung "Die Zeit". "Aber ich bin nicht weit gekommen."
2017 habe er sich mit dem damaligen SPD-Vorsitzenden Martin Schulz getroffen. Man sei sich eigentlich in den meisten Punkten einig gewesen, sagte Lafontaine laut "Zeit". "Nur nachher kam halt zu wenig." Schulz bestätigte der Zeitung das Treffen, sagte aber, vor allem in der Außenpolitik habe Lafontaine Bedingungen gestellt, die nicht ohne weiteres zu erfüllen gewesen seien. Ein weiteres Treffen habe es nicht gegeben.
Über die Linke sagte Lafontaine dem Wochenblatt: "Das Ziel bei der Gründung der Linken war es, die Lebensbedingungen der Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen, zu verbessern. Aber außer geringfügigen Korrekturen konnten wir nichts bewegen. Das ist traurig."
Lafontaine war 1998 Bundesfinanzminister
Bereits 2019 gab es Berichte, wonach Lafontaine auf eine Fusion beider Parteien hinarbeitete. Allerdings habe er in beiden Parteien das Personal vermisst, das einen Zusammenschluss realisieren könnte, schrieben die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) unter Berufung auf das Umfeld des 75-Jährigen damals.
Der Vorsitzende der Internationalen Kommission der Linken und langjährige Vertraute Lafontaines, Heinz Bierbaum sagte demnach, als früherer SPD-Chef bedaure Lafontaine den Zustand der Partei. "Deshalb liegen solche Überlegungen bei ihm sehr nahe." Lafontaine habe zunächst mit der parteiübergreifenden Bewegung "Aufstehen" versucht, auf die Sozialdemokratie einzuwirken. "Das hat nicht so geklappt, wie er sich das vorgestellt hat. Aber er wird an diesem Gedanken festhalten", sagte Bierbaum den Zeitungen.
Lafontaine war jahrzehntelang in der SPD und zeitweise deren Vorsitzender sowie Kanzlerkandidat. In der rot-grünen Koalition unter Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde er 1998 Bundesfinanzminister. 1999 gab Lafontaine überraschend alle politischen Ämter auf. 2005 wechselte er von der SPD in die neu gegründete Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG), die später mit der PDS fusionierte und in Die Linke aufging.
Quelle: ntv.de, lve/dpa