Politik

Und, wie war Ihre Woche so? Laschet rockt, Baerbock floppt, Scholz zündet nicht

Drei Kanzlerkandidaten: Laschet, Baerbock und Scholz.

Drei Kanzlerkandidaten: Laschet, Baerbock und Scholz.

(Foto: dpa)

Den Auftakt hat sie gut hinbekommen, doch nun merkt Annalena Baerbock, wie schwer es ist, einen Wahlkampf unbeschadet zu überstehen. Für Armin Laschet lief die Woche dagegen ordentlich - wären da nicht die subtilen Botschaften von Markus Söder.

Baerbocks Woche: Kandidatin werden ist nicht schwer…

Von Holger Schmidt-Denker

Die geräuschlose Kanzlerkandidatinnen-Kür haben sie gut hinbekommen, das musste auch die Konkurrenz neidvoll zur Kenntnis nehmen. Die Regierungsbeteiligung wird fast schon vorausgesetzt. Vielleicht erobert man gar das Kanzleramt? In jedem Fall sehen die Grünen sich auf Augenhöhe mit der Union. Der Kanzlerkandidat der SPD ist in Hintergrundgesprächen der Grünen-Spitze schon gar kein Thema mehr. Vorbei die Zeiten, als die SPD Koch und die Grünen Kellner waren.

Aber Vorsicht: Hochmut kommt vor dem Fall - vom hohen moralischen Ross. In der vergangenen Woche kam raus, dass Baerbock Nebeneinkünfte nicht fristgemäß dem Bundestagspräsidium gemeldet hat. Und das, obwohl die Grünen, auch Baerbock, seit Jahren unisono schärfere Transparenzregeln für Abgeordnete fordern. Die Summen, um die es geht, mögen bescheiden klingen, schaut man sich das Nebensalär von so manchem Unionsabgeordneten an. Es geht aber ums Prinzip, da gibt es kein zweierlei Maß. Schon gar nicht bei den Grünen.

Kanzlerin in spe Baerbock merkt jetzt schmerzlich, dass es eine Sache ist, Kanzlerkandidatin zu werden. Eine ganz andere Sache ist es aber, Kanzlerkandidatin zu sein.

Laschets Woche: Irgendwie rocken, dann wird alles gut

Von Nadine to Roxel

Wer ist hier der Kanzlerkandidat?

Wer ist hier der Kanzlerkandidat?

(Foto: Screenshot)

Für Armin Laschet lief die Woche ganz gut. Dann kam der Donnerstag und damit ein Termin mit Markus Söder. Der selbsternannte Kanzlerkandidat der Herzen hat zur CSU-Programmkonferenz geladen, bei Instagram und Twitter postete er dazu ein Bild. "Deutschland stark machen" steht darauf. Das will Armin Laschet auch. Nur: Der reale Kanzlerkandidat Laschet ist in den Hintergrund drapiert, leicht geduckt und kleiner als Söder. Der thront im Vordergrund, mächtig, staatstragend, mit einem Blick wie Iron Man. Der soll wohl sagen: Wenn hier einer Deutschland stark macht, dann ich, Markus der Erste von Bayern.

Vordergründig ist freilich alles Friede, Freude, Eierkuchen. "Du kannst dich auf die Unterstützung der CSU verlassen", sagt Söder bei dem virtuellen Termin. Und: "Wir werden das schon irgendwie rocken!" Laschet nickt und lächelt. Und dann erklärt Söder wie nebenbei, er fahre übrigens jetzt nach Sachsen-Anhalt und mache dort Wahlkampf für die CDU. Vor Laschet, versteht sich. Zwischen den Zeilen schwingt mit: Ich hab dort eh mehr Fans als du. Es sind diese kleinen Boshaftigkeiten, die sich der CSU-Chef nicht verkneifen kann. "Söders Schmutzeleien" hat Horst Seehofer das einmal genannt. Wenigstens steht auf Söders Tasse "Alles wird gut". Das dürfte sich Armin Laschet nach diesem Termin auch gewünscht haben.

Scholz' Woche: Der Witz zündet nicht

Von Heike Boese

"Schönen Dank für Ihre Frage."

"Schönen Dank für Ihre Frage."

(Foto: imago images/Eibner)

Für Olaf Scholz war die Woche nur so lala. Am Mittwoch trat Franziska Giffey vom Amt der Bundesfamilienministerin zurück. In der Regierungsbefragung im Bundestag nannte der SPD-Kanzlerkandidat sie eine "Politikerin mit Herz und Rückgrat". Für die Opposition ist so eine Fragestunde immer eine gute Gelegenheit, ein Regierungsmitglied auf den Grill zu legen. Scholz - dunkler Anzug, dezent gemusterte Krawatte, Manschettenknöpfe - ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Grill? Welcher Grill? Auf jede noch so provozierende Frage antwortete er: "Schönen Dank für Ihre Frage."

Die folgenden Antworten waren meistens keine, jedenfalls keine, die die Fragesteller zufriedenstellten. Mitunter wirkte der Vizekanzler fast ein bisschen amüsiert - ob über die Qualität der Fragen, ganz generell sein Gegenüber oder seine eigene Performance, das blieb sein Geheimnis. Als ein Abgeordneter der Grünen bemängelte, dass er nichts über den Wald im Etat finde, empfahl ihm der Finanzminister, das Gebäude zu verlassen und den Wald draußen zu suchen. Der Witz zündete nicht. Nicht mal bei Scholz selbst.

Lindners Woche: Keine Grenzen für die Gnade

Von Christian Wilp

Seit knapp 16 Jahren amtiert die Kanzlerin, und zum Glück, folgt man der FDP, tritt sie im Herbst nicht wieder an. "Es ist gut, dass in unserem Land ein neues Kapitel beginnt", sagte Parteichef Christian Lindner jüngst ntv. Merkel habe sich "historische Verdienste" erworben; sie hinterlasse aber auch ein Land, in dem viel zu tun sei. Nach Vorstellung der Liberalen sollen Bundeskanzler deshalb künftig nur noch zwei volle Amtszeiten regieren dürfen. So steht's im Wahlprogramm. Da dort auch eine Verlängerung der Wahlperioden von vier auf fünf Jahre gefordert wird, müsste ein Kanzler künftig das Amt nach maximal zehn Jahren aufgeben.

Lindner selbst ist seit acht Jahren Parteivorsitzender der FDP und damit dienstältester Parteivorsitzender Deutschlands. Soeben wurde er für zwei weitere Jahre wiedergewählt. Endet danach die Ära Lindner? "Nein", sagt er, "ich bin motivierter denn je". Der Gnade der demokratischen Basis solle man nicht zu enge Grenzen setzen.

Das sieht Armin Laschet, der in NRW mit Lindners FDP regiert, ähnlich. Er lehnt eine Amtszeitbegrenzung allerdings auch für Bundeskanzler ab. "Wenn der Bürger glaubt", so Laschet, "ein Kanzler soll 16 Jahre machen, dann soll er 16 Jahre machen."

Unter der Überschrift "Und, wie war Ihre Woche so?" fassen wir ab heute immer samstags Beobachtungen aus dem Wahlkampf zusammen. Alle Parteien werden berücksichtigt, auch wenn nicht immer alle dabei sein können.

Quelle: ntv.de

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