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"Man muss sich für ihn schämen" Lauterbach legt Schröder SPD-Austritt nahe

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Gerhard Schröder ist kein Mensch, der eine Freundschaft beendet, nur weil jemand Zehntausende Menschen tötet und Kriegsverbrechen begeht.

Gerhard Schröder ist kein Mensch, der eine Freundschaft beendet, nur weil jemand Zehntausende Menschen tötet und Kriegsverbrechen begeht.

(Foto: picture alliance/dpa/NDR)

Altkanzler Schröder ist überzeugt: Seine Freundschaft zu Wladimir Putin kann helfen, mit dem russischen Staatschef über die Ukraine zu reden. SPD-Kollege und Gesundheitsminister Lauterbach schüttelt symbolisch mit dem Kopf. "Mit der SPD hat das nichts mehr zu tun", schreibt er auf X.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder wegen dessen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin den Austritt aus der SPD nahegelegt. Er habe Schröder einst sehr geschätzt, schrieb Lauterbach am Freitagabend auf der Plattform X. Der Altkanzler habe Mut gehabt, Reformen anzupacken, auch wenn nicht alles richtig gewesen sei. "Heute muss man sich leider für ihn schämen. Mit der SPD hat das nichts mehr zu tun", schrieb Lauterbach. "Als 'Freund' Putins sollte er bei uns einfach austreten."

Lauterbach bezieht sich in seinem Beitrag auf ein Interview von Schröder. Darin machte der frühere Bundeskanzler deutlich, dass er auch mehr als zwei Jahre nach dem russischen Angriff gegen die Ukraine an seiner Freundschaft zu Putin festhalte, weil sie zu einer Beendigung des Ukraine-Krieges beitragen könne: "Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammengearbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht", sagte Schröder.

Auf die Frage, warum er trotz Zehntausender Toter und Kriegsverbrechen, für die Putin verantwortlich ist, an der Freundschaft mit dem russischen Präsidenten festhalte, antwortete Schröder: "Es ist ja so, dass das eine Dimension ist, die eine andere ist." Es habe schon einmal so ausgesehen, als könnte diese persönliche Beziehung auch mal hilfreich sein, um ein politisch außerordentlich schwieriges Problem zu lösen. "Und deswegen hielte ich es für völlig falsch, alles vergessen zu machen, was es auch an positiven Ereignissen zwischen uns in der Politik in der Vergangenheit gegeben hat. Das ist nicht meine Art und das tue ich auch nicht."

Moskau freut sich

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Moskau begrüßte die Äußerungen Schröders. Gute, konstruktive Beziehungen auf persönlicher Ebene wie zwischen Putin und Schröder könnten bei der Lösung von Problemen helfen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Er machte deutlich, dass Moskau bei den heute politischen Handelnden in Deutschland keinen Willen sehe, den Konflikt zu beenden. Deutschland sei unter Kanzler Scholz massiv in den Krieg verwickelt. In Europa dominiere ein Ansatz, "die Ukraine dazu zu provozieren, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen". Moskau beobachte zwar die verschiedenen Standpunkte in Europa, sehe aber keine Änderung der Lage.

Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als "fatale Fehlentscheidung" bezeichnet, sich aber dennoch nicht von Putin losgesagt. Die SPD-Spitze grenzt ihn deshalb aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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