Imagefilm und Überfinanzierung Lindner erhielt Immobilienkredit von Bank, für die er warb
21.10.2022, 15:19 Uhr
Bei der Kreditvergabe seien alle gesetzlichen und sonstigen Regeln "vollumfänglich beachtet" worden, sagen die Anwälte von Christian Lindner.
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Zwischen 2017 und 2019 hält FDP-Chef Lindner mehrere gut bezahlte Vorträge für die Karlsruher BBBank. Auch als Werbegesicht des Instituts tritt der heutige Bundesfinanzminister auf. Später vereinbart er eine Finanzierung für einen Häuserkauf - laut Bericht zu ungewöhnlichen Konditionen.
Ein privater Immobilienkauf von Bundesfinanzminister Christian Lindner wirft Fragen zu möglichen Interessenkonflikten auf. Anlass ist ein Zweifamilienhaus, das der FDP-Chef Anfang 2021 für 1,65 Millionen Euro in Berlin erwarb. Wie der "Spiegel" berichtet, wurde es von der Karlsruher BBBank finanziert, für die Linder in den vergangenen Jahren mindestens sieben Vorträge gegen ein insgesamt fünfstelliges Honorar gehalten hat - auch als Bundesfinanzminister: Im Mai 2022 hielt er ein offizielles Grußwort für eine Jubiläumsveranstaltung der Genossenschaftsbank. 2018 trat Linder zudem in einem Imagevideo der BBBank auf.
Für den Kauf des Berliner Privathauses hatte die Bank Lindner umfangreiche Kredite zur Verfügung gestellt. Nach "Spiegel"-Angaben beläuft sich die Grundschuld auf insgesamt 2,8 Millionen Euro. Die Summe soll den Kaufpreis der Immobilie damit um 1,15 Millionen Euro übersteigen. Eine Überfinanzierung in dieser Größenordnung ist ungewöhnlich.
Laut seiner Bundestagswebseite trat Lindner zwischen 2017 und 2019 an sieben "Exklusiven Abenden" der BBBank als Gast auf und erhielt dafür insgesamt ein Honorar zwischen 35.000 und 73.000 Euro. Genauer lässt sich die Summe nicht beziffern, weil Nebeneinkünfte von Bundestagsabgeordneten damals nur in Stufen veröffentlicht wurden. Rechnet man alle Nebeneinkünfte Lindners aus der Wahlperiode von 2017 bis 2021 zusammen, kommt der FDP-Chef auf Einnahmen von 514.000 bis 1.096.500 Euro - zusätzlich zu den Diäten als Bundestagsabgeordneter.
"Absolut marktübliche Konditionen"
Fragen zu Höhe und Zinssatz seiner Kredite ließ Lindner laut Bericht unbeantwortet - ebenso die Frage, warum er ausgerechnet die BBBank mit seiner Immobilienfinanzierung beauftragt hat. Die Kreditvergabe sei "zu absolut marktüblichen Konditionen" erfolgt, teilte sein Anwalt demnach mit. Das höhere Kreditvolumen im Verhältnis zum Kaufpreis erkläre sich aus dem Umstand, "dass es sich bei der erworbenen Immobilie um ein unsaniertes Haus handelt". Alle gesetzlichen und sonstigen Regeln seien "vollumfänglich beachtet" worden.
Auch die BBBank hat demnach keine konkreten Nachfragen zu der Immobilienfinanzierung beantwortet. Eine Sprecherin betonte, dass man selbstverständlich die "geltenden rechtlichen Anforderungen" beachte und die Kreditvergaberichtlinien "für alle unsere Privatkunden gleichermaßen" gelten würden. Im Zusammenhang mit sogenannten politisch exponierten Personen habe die Bank "effektive Compliance-Strukturen implementiert, welche insbesondere eine klare Trennung der Inanspruchnahme unserer Bankdienstleistungen sowie möglicher anderer Berührungspunkte regeln".
Der FDP-Chef ist nicht der erste Spitzenpolitiker, der mit einem teuren Immobilienkauf in den Schlagzeilen landet. Inmitten der Corona-Krise hatte sich der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für 4,124 Millionen Euro eine Villa im noblen Berlin Stadtteil Dahlem gekauft - dem "Spiegel" zufolge liegt diese nicht weit von Lindners Haus entfernt. Besondere Kritik an Spahn gab es, weil dieser versuchte, die Namen von Journalisten herauszufinden, die an den Recherchen über seine Immobiliengeschäfte beteiligt waren.
Quelle: ntv.de, chr