Ukraine in Sorge vor Großangriff London: Russische Truppen ziehen ab und formieren sich neu
05.04.2022, 11:40 Uhr
Formieren sich die russischen Truppen neu, um einen Großangriff im Osten der Ukraine zu starten? (Archivbild)
(Foto: picture alliance / AA)
Das britische Verteidigungsministerium sieht wichtige Erfolge für die ukrainische Armee im Norden des Landes. Aus den USA heißt es, dass zwei Drittel der russischen Soldaten aus der Region zurückgezogen wurden. Das muss für die Ukraine aber keine gute Nachricht sein.
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben ukrainische Streitkräfte wichtige Regionen im Norden des Landes von den Russen zurückerobert. Russische Truppen seien in den Regionen um Tschernihiw und nördlich von Kiew zum Rückzug gedrängt worden, heißt es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.
Kampfhandlungen in diesen Regionen hätten im Laufe der Woche aufgrund des russischen Rückzugs deutlich abgenommen. Die aus dem Norden abgezogenen Truppen müssten mutmaßlich völlig neu ausgestattet und aufgestellt werden, bevor Moskau sie im Osten der Ukraine wieder einsetzen könne, hieß es weiter.
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums gab derweil an, dass zwei Drittel der russischen Streitkräfte, die seit Beginn der Invasion das Gebiet um Kiew besetzt hielten, sich nach Belarus zurückgezogen haben. Es handle sich dabei wahrscheinlich um eine Neuorganisation vor einem neuen Angriff an anderer Stelle in der Ukraine. Tatsächlich ist genau das die große Befürchtung. Die russischen Streitkräfte bereiten nach ukrainischen Angaben nämlich einen "massiven Angriff" auf die Truppen in der östlichen Region Luhansk vor. Es werden Ausrüstung und Treibstoff gebracht sowie die Truppen verstärkt, sagte der Gouverneur der Region.
Das "Institute for the study of war" (ISW) sieht die russischen Einheiten im Donbass in seinem Update derweil mit wachsenden Moral- und Versorgungsproblemen konfrontiert. Die aktuellen Bewegungen der Truppen aus dem Norden in den Osten sollen laut ISW-Einschätzung dazu dienen, die ukrainischen Soldaten in der Region Donbass zu isolieren und von Versorgungswegen abzuschneiden. Die Analysten kommen zu der Einschätzung, dass sich in der Stadt Slowjansk, südlich von Charkiw, nördlich von Donezk und westlich von Luhansk die nächste entscheidende Schlacht in diesem Krieg ereignen wird, weil Russland bei einem Erfolg in der 100.000-Einwohner-Stadt dann eine Verbindung zur eigenen Nordgrenze aufbauen könnte.
Ungeachtet aller Kämpfe, Kampfvorbereitungen und der schockierenden Bilder vom Massaker in Butscha setzen Russland und die Ukraine einem russischen Medienbericht zufolge ihre Verhandlungen fort. Es würden intensive Gespräche per Videoschalte geführt, meldet die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das russische Außenministerium.
Quelle: ntv.de, tno/rts/AFP